05.07.2018

PRO ASYL appel­liert an die Bun­des­kanz­le­rin: Kein Schul­ter­schluss mit Orbán! 

Anläss­lich des heu­ti­gen Tref­fens der Bun­des­kanz­le­rin mit dem unga­ri­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Vik­tor Orbán for­dert PRO ASYL die Bun­des­kanz­le­rin dazu auf, Orbán flücht­lings­po­li­tisch die rote Linie zu zei­gen und sich für bedroh­te Men­schen­recht­ler und Flücht­lings­hel­fer in Ungarn ein­zu­set­zen. »Men­schen­recht­ler und Flücht­lings­hel­fer sind kei­ne Kri­mi­nel­len. Die Bun­des­kanz­le­rin darf die Ver­let­zung fun­da­men­ta­ler euro­päi­scher Wer­te nicht still­schwei­gend zur Kennt­nis neh­men. Die EU darf nicht zulas­sen, dass ele­men­ta­re Bür­ger- und Men­schen­rech­te in der EU gebro­chen wer­den«, for­dert Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL. PRO ASYL befürch­tet, dass der innen­po­li­ti­sche Druck der CSU die gebo­ten Klar­heit in der Aus­ein­an­der­set­zung mit Orbáns Poli­tik  ver­mis­sen lässt.

Das am 20. Juni ver­ab­schie­de­te »Stop Soros«-Gesetzespaket zielt auf die Ver­hin­de­rung und die Kri­mi­na­li­sie­rung der Arbeit von zivil­ge­sell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen in Ungarn. Dadurch sind Hel­fer von Flücht­lin­gen, die »voll­kom­men legi­ti­me Arbeit« leis­ten, mit Gefäng­nis­stra­fen bis zu einem Jahr bedroht. Als »Bei­hil­fe zur ille­ga­len Migra­ti­on« wird die Unter­stüt­zung bei der Ein­rei­chung von Asyl­an­trä­gen straf­recht­lich ver­folgt. Unter Stra­fe gestellt wer­den auch der Druck und die Ver­brei­tung von Flug­blät­tern, die Asyl­su­chen­den mit wich­ti­gen Infor­ma­tio­nen versehen.

Die Mög­lich­keit, in Ungarn Asyl zu bean­tra­gen, wur­de bereits mas­siv ein­ge­schränkt. Im Sep­tem­ber 2015 errich­te­te Ungarn einen Zaun an sei­ner Gren­ze zu Ser­bi­en und Kroa­ti­en. In die dort ein­ge­bau­ten Tran­sit­zo­nen wer­den seit Janu­ar 2018 pro Woche nur zehn Per­so­nen ein­ge­las­sen. Völ­ker­rechts­wid­ri­ge Zurück­wei­sun­gen wur­den lega­li­siert. Flücht­lings­hel­fern kann auch der Zutritt zu einem acht Kilo­me­ter brei­ten Strei­fen ent­lang der Schen­gen-Außen­gren­ze Ungarns unter­sagt wer­den. Im März 2017 ent­schied der Euro­päi­sche Gerichts­hof für Men­schen­rech­te (EGMR) im Ver­fah­ren Ili­as und Ahmed gegen Ungarn, dass die Zwangs­un­ter­brin­gung von Asyl­su­chen­den in streng bewach­ten Con­tai­ner­la­gern in »Tran­sit­zo­nen« an Ungarns Außen­gren­zen de fac­to einem will­kür­li­chen Frei­heits­ent­zug gleich­kom­me. Vik­tor Orbán hat mit sei­ner ras­sis­ti­schen, anti­se­mi­ti­schen und flücht­lings­feind­li­chen Poli­tik jedes Maß ver­lo­ren. Die deut­lichs­ten Wor­te fand bis­her der UN-Hoch­kom­mis­sar für Men­schen­rech­te Zeid Ra’ad Al Hus­sein. Er brach­te auf den Punkt, mit wem man es bei Orbán zu tun hat: mit einem Ras­sis­ten, der Ungarn zuneh­mend auto­ri­tär regiert. Das Hun­ga­ri­an Hel­si­ni­ki Com­mit­tee fasst zusam­men, um was es der unga­ri­schen Regie­rung geht: Ein­schüch­te­rung. Um die­ses Ziel zu errei­chen, ver­letzt die Regie­rung das Euro­pa­recht, die unga­ri­sche Ver­fas­sung, die Euro­päi­sche Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on und ver­stößt gegen die Grund­wer­te der EU.

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