11.03.2021

Beim infor­mel­len Tref­fen der EU-Innenminister*innen am 12.03.2021 steht der Schen­gen-Bei­tritt Kroa­ti­ens auf der Agen­da. PRO ASYL, das kroa­ti­sche Cent­re for Peace Stu­dies (CPS) und Bal­kan­brü­cke for­dern die Ein­hal­tung von Men­schen­rech­ten an den EU-Gren­zen zur Vor­be­din­gung für den wei­te­ren Bei­tritts­pro­zess zu machen.

Die gewalt­sa­men Push­backs an der kroa­tisch-bos­ni­schen Gren­ze sind seit Jah­ren gut doku­men­tiert. Die Grenz­po­li­zei geht voll­kom­men ent­hemmt gegen Schutz­su­chen­de vor. Betrof­fe­ne berich­ten regel­mä­ßig von der unmensch­li­chen Behand­lung durch die kroa­ti­schen Ein­satz­kräf­te. Sys­te­ma­tisch wer­den sie dadurch an der Asyl­an­trag­stel­lung in der EU gehindert.

„Die Erwei­te­rung des Schen­gen-Raums könn­te einen Schritt zur Ver­bes­se­rung der Frei­zü­gig­keit inner­halb der Euro­päi­schen Uni­on sein, die Schen­gen-Mit­glied­schaft Kroa­ti­ens muss jedoch von der  sofor­ti­gen Been­di­gung der ille­ga­len und gewalt­sa­men Zurück­drän­gung von Migrant*innen und flüch­ten­den Per­so­nen durch die kroa­ti­sche Regie­rung abhän­gig gemacht wer­den. Eine sol­che Pra­xis an der künf­ti­gen Schen­gen-Gren­ze ver­stößt nicht nur direkt gegen die Bestim­mun­gen des Schen­ge­ner Grenz­ko­de­xes, son­dern stellt auch einen Ver­stoß gegen inter­na­tio­na­les und EU-Recht dar, ein­schließ­lich der Gen­fer Kon­ven­ti­on über die Rechts­stel­lung der Flücht­lin­ge“, sagt Sara Kekuš vom Cent­re for Peace Stu­dies (CPS).

Seit Ende 2018 hat Kroa­ti­en über 18 Mil­lio­nen Euro von der EU  für den Grenz­schutz erhal­ten. Vom deut­schen Innen­mi­nis­te­ri­um bekommt Kroa­ti­en zusätz­li­che Unter­stüt­zung in Form von Fahr­zeu­gen und Wär­me­bild­ka­me­ras. Laut dem kroa­ti­schen Innen­mi­nis­ter Davor Boži­no­vić ist Deutsch­land mit am bes­ten über die Arbeit des kroa­ti­schen Grenz­schutz infor­miert.

„Der Schen­gen­raum war noch nie ein Raum der Men­schen­rech­te, die Frei­zü­gig­keit im Innern der EU ist ver­bun­den mit ihrer Abschot­tung nach außen. Doch Kroa­ti­en miss­ach­tet selbst die euro­pa­recht­li­chen Min­dest­stan­dards, die im Schen­ge­ner Grenz­ko­dex fest­ge­hal­ten sind. Und dafür erhal­ten sie poli­ti­sche Rücken­de­ckung aus Deutsch­land und der EU“, so Karl Kopp, Lei­ter der Euro­pa­ab­tei­lung von PRO ASYL.

“Statt bei die­sem Tref­fen in Lob­prei­sun­gen zu schwel­gen, müs­sen die ille­ga­len und gewalt­vol­len Prak­ti­ken an den kroa­ti­schen Gren­zen end­lich the­ma­ti­siert und ver­ur­teilt wer­den. Sie sind Teil der sys­te­ma­tisch ras­sis­ti­schen Abschot­tungs­po­li­tik der EU und soll­ten somit auch als ihre Ver­ant­wor­tung wahr­ge­nom­men wer­den,” sagt Pau­li­ne Zap­ke von der Balkanbrücke.

Bis heu­te hat die kroa­ti­sche Regie­rung kei­nen Men­schen­rechts­be­ob­ach­tungs­me­cha­nis­mus ein­ge­rich­tet, obwohl 300.000€ der finan­zi­el­len Unter­stüt­zung der EU dafür vor­ge­se­hen sind. Statt­des­sen wer­den die kroa­ti­sche Ombuds­frau und zivil­ge­sell­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen in ihrer Arbeit behin­dert. Im Novem­ber 2020 hat die Euro­päi­sche Ombuds­frau Emi­ly O’Reilly wegen des Feh­lens jenes Mecha­nis­mus eine Unter­su­chung eingeleitet.

Die EU-Innenminister*innen müs­sen Kon­se­quen­zen aus den Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen an der kroa­tisch-bos­ni­schen Gren­ze zie­hen und den Schen­gen-Bei­tritts­pro­zess an ein Ende der Push­backs und der Gewalt­ex­zes­se koppeln.

PRO ASYL, das Cent­re for Peace Stu­dies und Bal­kan­brü­cke fordern:

  • Die Ein­hal­tung der Men­schen­rech­te und die Been­di­gung der Push­backs muss zur Vor­be­din­gung für den wei­te­ren Schen­gen-Bei­tritts­pro­zess Kroa­ti­ens gemacht werden.
  • Ende der Straf­frei­heit: Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen an der Gren­ze müs­sen juris­tisch ver­folgt werden.
  • Ein unab­hän­gi­ger Men­schen­rechts­be­ob­ach­tungs­me­cha­nis­mus an den kroa­ti­schen Gren­zen muss ein­ge­rich­tet wer­den. Die kroa­ti­sche Ombuds­frau darf nicht in ihrer Arbeit behin­dert werden.
  • Ange­sichts der Poli­zei­ge­walt gegen Schutz­su­chen­de müs­sen die EU und Deutsch­land die Unter­stüt­zung des kroa­ti­schen Grenz­schut­zes beenden.

 

 

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