26.04.2024

Sechs Wochen vor der Kon­fe­renz der Innenminister*innen (IMK) for­dert PRO ASYL einen sofor­ti­gen Stopp von Abschie­bun­gen in den Fol­ter­staat Iran sowie von Jesid*innen in den Irak. 

Die Teil­neh­men­den der im Moment statt­fin­den­den Früh­jahrs­klau­sur­ta­gung von PRO ASYL sind empört: Trotz der kla­ren Soli­da­ri­täts­be­kun­dun­gen deut­scher Politiker*innen für die Pro­tes­tie­ren­den im Iran und die Aner­ken­nung des Geno­zids an den Jesid*innen im Irak,  wer­den ver­mehrt Men­schen in die­se Län­der abgeschoben.

Abschie­bun­gen in den Iran trotz mas­si­ver Menschenrechtsverletzungen

“Es ist schein­hei­lig, wie sich deut­sche Poli­ti­ker und Poli­ti­ke­rin­nen noch vor weni­gen Mona­ten mit Soli­da­ri­täts­be­kun­dun­gen für Men­schen im Iran über­bo­ten, deren Mut fei­er­ten und nun wie­der abschie­ben in einen Staat, des­sen Regime Men­schen ein­sperrt, fol­tert und umbringt”, sagt Danie­la Sepehri, Menschenrechtsaktivistin.

Der Abschie­be­stopp in den Iran, der im Jahr 2023 noch galt, wur­de nicht mehr ver­län­gert. Dabei hat sich die Lage im Iran kei­nes­wegs ver­bes­sert. Nach wie vor wer­den im Iran Men­schen ver­folgt, inhaf­tiert, gefol­tert und hin­ge­rich­tet. Die Lis­te der poli­ti­schen Gefan­ge­nen, denen die Todes­stra­fe droht, ist lang. Ver­fol­gun­gen von Kurd*innen, Belutsch*innen und ande­ren eth­ni­schen oder reli­giö­sen mar­gi­na­li­sier­ten Grup­pen sind an der Tages­ord­nung. Beson­ders hart geht das Regime auch gegen Frau­en und Mäd­chen vor. Trotz­dem erhiel­ten im Jahr 2023 nur die Hälf­te der asyl­su­chen­den Frau­en aus dem Iran in Deutsch­land einen Schutz­sta­tus. Im ers­ten Quar­tal 2024 sank die Gesamt­schutz­quo­te der Asyl­su­chen­den aus dem Iran (männ­lich und weib­lich) auf 39,1 Pro­zent. PRO ASYL for­dert eine sofor­ti­ge Ein­stel­lung der Abschie­bun­gen dorthin.

Kei­ne Abschie­bun­gen von Über­le­ben­den des Völ­ker­mor­des in den Irak

Eben­so unver­ständ­lich sind die ver­mehr­ten Abschie­bun­gen in den Irak, beson­ders von Jesid*innen. “Statt den Über­le­ben­den eines von der Bun­des­re­gie­rung aner­kann­ten Geno­zids eine Blei­be­per­spek­ti­ve zu bie­ten, schi­cken wir sie zurück an den Ort des Völ­ker­mords, in dem sie kei­ne Zukunft haben”, so Tareq Alaows, flücht­lings­po­li­ti­scher Spre­cher von PRO ASYL.

Noch letz­tes Jahr hat­te die Bun­des­re­gie­rung beschlos­sen, die Ver­bre­chen des soge­nann­ten Isla­mi­schen Staats (IS) an den Jesid*innen im Jahr 2014 als Geno­zid anzu­er­ken­nen und leis­te­te damit ein beson­de­res Schutz­ver­spre­chen. Den­noch erkennt das Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um der­zeit kei­ne Bele­ge für eine sys­te­ma­ti­sche Ver­fol­gung von Jesid*innen und sieht des­halb von einer Son­der­re­ge­lung im Asyl­recht ab. PRO ASYL sieht hier einen kla­ren Wider­spruch zwi­schen dem Schutz­ver­spre­chen des Bun­des­tags durch die Aner­ken­nung des Geno­zids und der Pra­xis bei den Asyl­ver­fah­ren. Das am Mitt­woch erschie­ne­ne Gut­ach­ten: Zehn Jah­re nach dem Völ­ker­mord: Zur Lage der Jesi­din­nen und Jesi­den im Irak von PRO ASYL und Wadi e.V. belegt ein­deu­tig die Unzu­mut­bar­keit der Rück­kehr von Jesid*innen in den Irak.

Hin­ter­grund zur Früh­jahrs­klau­sur­ta­gung von PRO ASYL

Ein­mal jähr­lich ver­sam­meln sich Mit­ar­bei­ten­de von PRO ASYL und Mit­glie­der der Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft PRO ASYL aus Kir­chen, Gewerk­schaf­ten, Wohl­fahrts- und Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen und lan­des­wei­ten Flücht­lings­rä­ten, um aktu­el­le flücht­lings­po­li­tisch­te The­men zu besprechen.

Alle Presse­mitteilungen