18.10.2024

Anläss­lich ihrer Herbst­ta­gung in Erfurt for­dern PRO ASYL und die Lan­des­flücht­lings­rä­te die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten auf, das soge­nann­te Sicher­heits­pa­ket abzu­leh­nen. Auch nach den jüngs­ten Ände­run­gen gilt: Die für bestimm­te Grup­pen von Geflüch­te­ten vor­ge­se­he­ne Strei­chung von Sozi­al­leis­tun­gen steht im kla­ren Wider­spruch zur Verfassung.

Tareq Alaows, flücht­lings­po­li­ti­scher Spre­cher von PRO ASYL stellt klar: „Es ist scho­ckie­rend, dass die ver­meint­li­che Fort­schritts­ko­ali­ti­on mit die­sem Geset­zes­pa­ket sehen­den Auges Grund- und Men­schen­rech­te ver­letzt. Ein rechts­wid­ri­ges Gesetz wird auch durch die letz­ten kos­me­ti­schen Ände­run­gen nicht rechts­kon­form, und siche­rer wird Deutsch­land dadurch auch nicht.”

Ins­be­son­de­re die Kür­zung und Strei­chung von Sozi­al­leis­tun­gen für soge­nann­te Dub­lin-Fäl­le und Men­schen mit einer Flücht­lings­an­er­ken­nung in einem ande­ren EU-Mit­glied­staat ist offen­sicht­lich ver­fas­sungs­wid­rig und trägt nicht zur Sicher­heit Deutsch­lands bei. Statt­des­sen ver­let­zen die vor­ge­se­he­nen Maß­nah­men grund­le­gen­de Frei­heits­rech­te und gefähr­den den sozia­len Zusam­men­halt ins­ge­samt. PRO ASYL hat auf die gra­vie­rends­ten Ver­schär­fun­gen bereits in einer Stel­lung­nah­me auf­merk­sam gemacht.

„Die­ses Geset­zes­vor­ha­ben führt zu vor­sätz­lich her­bei­ge­führ­ter Woh­nungs­lo­sig­keit und Ver­elen­dung bei Schutz­su­chen­den. Es bedeu­tet zudem einen fata­len Abbau des Rechts­staa­tes durch die Hin­ter­tür”, so Alaows weiter.

Appell an die Abgeordneten

PRO ASYL und die Lan­des­flücht­lings­rä­te appel­lie­ren an Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te, gegen das Sicher­heits­pa­ket zu stim­men. Sie for­dern von allen demo­kra­ti­schen Abge­ord­ne­ten: Ste­hen Sie zu unse­rer Ver­fas­sung und leh­nen Sie das Gesetz ab. Auch wenn der Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz in die­ser Ent­schei­dung mit der Ver­trau­ens­fra­ge droht.

Aus­schluss von Sozialleistungen

Der Gesetz­ent­wurf sieht vor, durch Ände­run­gen des Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­set­zes bestimm­ten Grup­pen geflüch­te­ter Men­schen die Ver­sor­gung mit dem Aller­nö­tigs­ten (Bett-Sei­fe-Brot) zu ver­wei­gern. Selbst in Här­te­fäl­len soll kaum mehr als das phy­si­sche Über­le­ben gesi­chert wer­den. Es besteht die Gefahr, dass damit zahl­rei­che Men­schen unge­ach­tet ihrer sozia­len und gesund­heit­li­chen Situa­ti­on ohne Geld, Nah­rung und medi­zi­ni­sche Hil­fe auf die Stra­ße gesetzt wer­den. Das Vor­ha­ben ver­stößt gegen die aktu­el­le EU-Auf­nah­me­richt­li­nie sowie gegen inter­na­tio­na­les Völ­ker­recht, allen vor­an den UN-Sozi­al­pakt, die UN-Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on, die Behin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on und die Istan­bul Kon­ven­ti­on zur Bekämp­fung von Gewalt gegen Frau­en. PRO ASYL plant, Kla­gen von Betrof­fe­nen bis zur höchs­ten rich­ter­li­chen Instanz zu unterstützen. 

Inner­par­la­men­ta­ri­sche Kritik

Nach mas­si­ver Kri­tik der Sach­ver­stän­di­gen im Innen­aus­schuss des Bun­des­ta­ges zu dem Sicher­heits­pa­ket wur­de die Abstim­mung mehr­fach verschoben.

„Der inner­par­la­men­ta­ri­sche Wider­stand gegen das Sicher­heits­pa­ket macht Mut: Den Angrif­fen auf die Wür­de und Rech­te von Geflüch­te­ten muss ein Ende gesetzt wer­den. Wir appel­lie­ren an alle Abge­ord­ne­ten, den ver­fas­sungs­wid­ri­gen Gesetz­ent­wurf abzu­leh­nen und den Rechts­staat und die Demo­kra­tie zu ver­tei­di­gen”, sagt Nour Al Zou­bi vom Flücht­lings­rat Thüringen.

Alle Presse­mitteilungen