09.05.2019

PRO ASYL warnt vor kata­stro­pha­len Wech­sel­wir­kun­gen und for­dert Stopp des Hau-ab-Gesetzes 

Die Bun­des­re­gie­rung hat ein an wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen ori­en­tier­tes Fach­kräf­te­ein­wan­de­rungs­ge­setz und ein weit­ge­hend leer­lau­fen­des Aus­bil­dungs- und Beschäf­ti­gungs­dul­dungs­ge­setz auf den Weg gebracht. Nur weni­ge Gedul­de­te wer­den davon pro­fi­tie­ren. Die Blo­cka­de­hal­tung der Uni­on gegen­über die­sen Geset­zen wur­de durch SPD-Minis­te­rIn­nen mit der Akzep­tanz des dra­ko­ni­schen »Geord­ne­te-Rück­kehr-Geset­zes« auf­ge­löst. Mit die­sem Hau-ab-Gesetz wer­den huma­ni­tä­re und men­schen­recht­li­che Anlie­gen preis­ge­ge­ben. Sozi­al­hil­fe wird durch das Gesetz instru­men­ta­li­siert, um den Rück­kehr­druck in ande­re EU-Staa­ten zu erhö­hen.  PRO ASYL und die lan­des­wei­ten Flücht­lings­rä­te for­dern in einem offe­nen Brief die Abge­ord­ne­ten der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on auf, die Gna­den­lo­sig­keit, mit der in der Bun­des­re­pu­blik mehr und mehr Poli­tik gegen geflüch­te­te Men­schen gemacht wird, zu stop­pen und das »Geord­ne­te-Rück­kehr-Gesetz« nicht mitzutragen.

»Das ist ein inak­zep­ta­bler Kuh­han­del der SPD; das Geset­zes­vor­ha­ben zur Aus­bil­dungs- und Beschäf­ti­gungs­dul­dung ist eine Luft­num­mer, die ent­we­der ins Lee­re lau­fen oder sogar das Gegen­teil bewir­ken wird«, kri­ti­siert Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL. Die im Gesetz­ent­wurf ange­setz­te 12-mona­ti­ge War­te­zeit bis zur erst­ma­li­gen Ertei­lung einer sol­chen Beschäf­ti­gungs­dul­dung und eine 6‑monatige War­te­zeit bei der Aus­bil­dungs­dul­dung kön­nen abschie­bungs­wil­li­ge Behör­den und Minis­te­ri­en rigo­ros nut­zen, um Men­schen abzu­schie­ben bevor die Beschäf­ti­gungs- oder Aus­bil­dungs­dul­dung greift. Das Ziel der Rechts­si­cher­heit sowohl für betrof­fe­ne Per­so­nen wie für Arbeit­ge­ber wird so völ­lig ver­fehlt, Unsi­cher­heit und Frust zusätz­lich geschürt. »Wie­so soll­te ein Arbeit­ge­ber in Aus­bil­dung, Ein­ar­bei­tung und Beschäf­ti­gung inves­tie­ren, wenn das Damo­kles­schwert der Abschie­bung wei­ter­hin über den Betrof­fe­nen schwebt?« fragt Burk­hardt. Neu hin­zu­kom­men sol­len auch Aus­schluss­grün­de für die Aus­bil­dungs­dul­dung, bei­spiels­wei­se wenn eine ärzt­li­che Unter­su­chung zur Fest­stel­lung der Rei­se­un­fä­hig­keit »ver­an­lasst« wur­de (§ 60b Abs. 2 Nr. 5 a) AufenthG‑E) oder ein Dub­lin-Ver­fah­ren nur »ein­ge­lei­tet« wur­de (§ 60b Abs. 2 Nr. 5 e) AufenthG‑E).

Die Inten­ti­on des Aus­bil­dungs- und Beschäf­ti­gungs­dul­dungs­ge­set­zes wird durch das Hau-ab-Gesetz zusätz­lich kon­ter­ka­riert. Im »Geord­ne­te-Rück­kehr-Gesetz« wird die »Dul­dung light« geschaf­fen, die ein pau­scha­les Arbeits­ver­bot für die Betrof­fe­nen zur Fol­ge hat und so der Weg in ein Blei­be­recht sys­te­ma­tisch ver­sper­ren will. Schwer­wie­gen­de Beden­ken äußert auch das FORUM MENSCHENRECHTE in einer Über­sicht zu den nega­ti­ven Fol­gen und Wech­sel­wir­kun­gen der aktu­el­len Gesetzgebungsverfahren.

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