07.12.2015

Nach Medi­en­be­rich­ten pro­gnos­ti­zie­ren Bun­des­wehr­ex­per­ten für das kom­men­de Jahr eine sich ver­schär­fen­de Bedro­hungs­la­ge in Afgha­ni­stan. Erwar­tet wird eine wei­te­re Offen­si­ve der Tali­ban, bei der afgha­ni­sche Sicher­heits­kräf­te in eini­gen Regio­nen die Kon­trol­le ver­lie­ren könn­ten – bis hin zu ihrem Zusammenbruch.

Soviel Rea­lis­mus ist nicht Sache der Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­rin, die den afgha­ni­schen Sicher­heits­kräf­ten nur rück­bli­ckend ein sehr har­tes Jahr 2015 attes­tiert und der afgha­ni­schen Regie­rung dann nach Guts­frau­en­art ankün­digt, sie hät­te ihre Haus­auf­ga­ben für 2016 zu machen. Frau von der Ley­en pflegt damit den Stil ihres Hau­ses, das mit leicht auf­ge­stock­tem Bun­des­wehr­per­so­nal in Afgha­ni­stan dem­nächst nur bera­tend tätig sein wird.

In die von den Bun­des­wehr­ex­per­ten pro­gnos­ti­zier­te Bedro­hungs­la­ge hin­ein soll den­noch nach dem Wil­len der Bun­des­re­gie­rung ver­stärkt abge­scho­ben wer­den. Dabei haben vie­le der jetzt als Asyl­su­chen­de Ein­tref­fen­den die Kon­se­quen­zen aus der Tat­sa­che gezo­gen, dass im Sep­tem­ber 2015 bereits ein Teil des­sen pas­siert ist, was die Exper­ten erst für 2016 ankün­di­gen – der Fall und die zeit­wei­li­ge Beset­zung einer Pro­vinz­stadt, Kun­duz. Auch die Innen­mi­nis­ter­kon­fe­renz hat­te sich vor weni­gen Tagen zur kru­den und unver­ant­wort­li­chen Poli­tik der ver­stärk­ten Abschie­bun­gen bekannt, nach­dem man über vie­le Jah­re hin­weg – bei bes­se­rer Sicher­heits­la­ge – auf Abschie­bun­gen ver­zich­tet hat­te. PRO ASYL for­dert von den poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen die Rück­kehr zu einer Poli­tik der Nicht-Abschiebung.

Die jüngs­ten Lage­be­rich­te der Bun­des­wehr und des Aus­wär­ti­gen Amtes zei­gen zudem, dass die Behaup­tung, es gebe siche­re Gebie­te in Afgha­ni­stan, in die hin­ein Abschie­bun­gen mög­lich sei­en, weder der aktu­el­len Rea­li­tät noch dem ent­spricht, was für das Jahr 2016 befürch­tet wer­den muss.

Noch wei­sen auch die Aner­ken­nungs­quo­ten in Asyl­ver­fah­ren afgha­ni­scher Staats­an­ge­hö­ri­ger eine hohe Aner­ken­nungs­quo­te (berei­nig­te Gesamt­schutz­quo­te im drit­ten Quar­tal 2015: über 86 Pro­zent) aus – ein mas­si­ves Indiz für deren Schutz­be­dürf­tig­keit. Doch auch hier gibt es poli­ti­schen Druck in Rich­tung einer ver­schlech­ter­ten Pra­xis. PRO ASYL for­dert in die­sem Zusam­men­hang fai­re Asyl­ver­fah­ren unter Berück­sich­ti­gung neu­es­ter Infor­ma­tio­nen zur Lage und ein Ende aller leicht­fer­ti­gen Behaup­tun­gen von siche­ren Regionen.

„Kein siche­res Her­kunfts­land, kei­ne Flucht­al­ter­na­ti­ven – zur aktu­el­len Sicher­heits­la­ge in Afgha­ni­stan“ heißt ein aktu­el­les Papier von PRO ASYL, in dem sich Fak­ten zur Situa­ti­on in Afgha­ni­stan mit Stand Ende Novem­ber 2015 finden.

 Afgha­ni­stan: Abschie­bun­gen trotz erwar­te­tem Kon­troll­ver­lust? (07.12.15)

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