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„So unsicher wie Somalia“ – Flüchtlinge berichten aus Libyen

In Malta sind die ersten geretteten Flüchtlinge des Jahres 2012 gelandet – vor allem somalische Flüchtlinge, die aus Libyen flohen. Ihnen zufolge herrscht in Libyen Unsicherheit und Rechtlosigkeit.
Wie Migrants at Sea berichtete, rettete am 13. Januar die italienische Küstenwache 72 somalische Flüchtlinge vor Malta, die in Libyen gestartet sein sollen – darunter waren laut UNHCR auch eine schwangere Frau und 29 Minderjährige. Am 15. Januar rettete ein italienisches Containerschiff und die maltesische Marine 68 Flüchtlinge, die in Libyen gestartet und vier Tage auf offener See ausgeharrt hatten, wobei den Flüchtlingen zufolge ein Mann starb. Eine der zehn geretteten Frauen gebar auf dem maltesischen Marineboot ihr Kind.
Mitarbeiter des UN-Flüchtlingskommissariats UNHCR haben die Flüchtlinge, die größtenteils ursprünglich aus Somalia stammen, interviewt. Die Asylsuchenden berichteten von großer Unsicherheit in Libyen, von Plünderungen, Raub und Vergewaltigungen. Insbesondere für schwarze Menschen aus den Subsahara-Staaten sei die Lage lebensgefährlich. Eine somalische Frau sagte gegenüber dem UNHCR, dass sie sich fürchteten, das Haus zu verlassen. Einige sagten, die Lage in Teilen Libyens sei vergleichbar mit der in Somalia herrschenden Rechtlosigkeit.
„Seit alle Libyer Waffen haben, entwickelt es sich dort wie in Somalia – es gibt keine Sicherheit und keine Stabilität“, sagte einer der Asylsuchenden den UNHCR-Mitarbeitern. Die Waffen müssten dringend eingesammelt werden, so der somalische Flüchtling. „Sie sagen wir seien Gefährten Gaddafis“, berichtete ein anderer. Offenbar wird schwarzen Menschen in Libyen noch immer unterstellt, Söldner des Gaddafi-Regimes zu sein – für die Flüchtlinge ist das lebensgefährlich. „Viele Somalier wurden getötet und noch immer werden dort Somalier ermordet“, sagte ein Flüchtling gegenüber der Times of Malta. “Wir mussten uns so weit wie möglich in unseren Wohnungen verschanzen“.
Das UNHCR ruft alle Staaten auf, ihre Grenzen für alle Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen müssen, offen zu halten. „Es ist unbedingt erforderlich, dass die alte Tradition der Seenotrettung von allen Schiffsbesatzungen hoch gehalten wird.“ Die von der maltesischen Armee koordinierte Rettung der Flüchtlinge sei in dieser Hinsicht ein positives Beispiel.
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