05.12.2012
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Griechenland, Evros-Region, Tychero-Haftlager 2011. Da Journalisten keinen Zutritt zu den Haftanstalten erhalten, gibt es nur wenige Handyaufnahmen vom Inneren der Haftlager.

François Crépeau, Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für die Menschenrechte von Migranten, hat griechische Flüchtlings-Haftlager besichtigt – er zeigte sich schockiert von den dort herrschenden Zuständen.

„Es sind Orte, an denen ich nicht ein­mal mehr als eine Stun­de ver­brin­gen möch­te“, wird Fran­çois Cré­peau nach einem Besuch in elf grie­chi­schen Haft­zen­tren von der Nach­rich­ten­agen­tur Reu­ters zitiert. In den Haft­la­gern wer­den Flücht­lin­ge wochen- und nicht sel­ten mona­te­lang fest­ge­hal­ten. Grie­chen­land hat­te erst im Okto­ber 2012 die mög­li­che Inhaf­tie­rungs­dau­er für Asyl­an­trag­stel­ler auf zwölf Mona­te erhöht.

Cré­peaus Aus­sa­gen nach man­ge­le es den inhaf­tier­ten Flücht­lin­gen  an Nah­rung, an Wär­me und war­mem Was­ser. Im Haft­la­ger Ven­na in der Stadt Rod­o­pi an der tür­ki­schen Gren­ze bestehen die Bet­ten sei­nem Bericht zufol­ge aus Beton­plat­ten, die Toi­let­ten sind ver­dreckt, Licht gibt es kei­nes – Zustän­de, wie sie nach Infor­ma­tio­nen von PRO ASYL auch in vie­len ande­ren grie­chi­schen Haft­la­gern üblich sind.

Cré­pau geht in sei­nem Bericht aus Grie­chen­land auch auf die Ope­ra­ti­on „Xeni­os Zeus“ ein, mit der die grie­chi­sche Poli­zei meh­re­re Tau­send Flücht­lin­ge und Migran­ten inhaf­tiert hat. Cré­pau sag­te, im Zuge der Ope­ra­ti­on wür­den sys­te­ma­tisch alle Men­schen inhaf­tiert, die Grie­chen­land auf irre­gu­lä­rem Weg betre­ten hät­ten – ob Flücht­lin­ge, Migran­ten, Erwach­se­ne oder Kin­der: „Es ist hart, drei­jäh­ri­ge oder fünf­jäh­ri­ge Kin­der hin­ter Git­tern zu sehen“, so Cré­peau, der den Pos­ten des Son­der­be­richt­erstat­ters für die Men­schen­rech­te von Migran­ten seit 2011  inne hat.

Die von Grie­chen­land, aber auch von Mal­ta, Ungarn und ande­ren EU-Staa­ten prak­ti­zier­te sys­te­ma­ti­sche Inhaf­tie­rung schutz­su­chen­der Men­schen droht der­zeit durch eine Ver­än­de­rung der soge­nann­ten „EU-Auf­nah­me­richt­li­nie“ euro­pa­weit aus­ge­wei­tet zu wer­den. Statt die Inhaf­tie­rung von Flücht­lin­gen ein­zu­schrän­ken, dro­hen die in der Richt­li­nie for­mu­lier­ten Haft­grün­de der Inhaf­tie­rung Asyl­su­chen­der eine euro­pa­recht­li­che Grund­la­ge zu ver­lei­hen. PRO ASYL ruft daher die Abge­ord­ne­ten des Euro­pa-Par­la­ments auf, gegen die geplan­te EU-Auf­nah­me­richt­li­nie zu stim­men. Die Abstim­mung des Richt­li­ni­en­ent­wurfs wird Mit­te Janu­ar erwartet.

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