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Der Kälte schutzlos ausgesetzt: Flüchtlinge im Hot-Spot Moria auf Lesvos im Januar 2017. Foto: Twitter / @GiorgosKosmop. Copyright private / third party.

In einer umfassenden Analyse hat das Team von Refugee Support Aegean (RSA) untersucht, wie mit Todesfällen von Flüchtlingen in den Hot-Spots auf den griechischen Inseln umgegangen wird und hat ein schockierendes Gestrüpp unklarer Zuständigkeiten dokumentiert.

Seit Novem­ber 2016 kam es in den Hot-Spots auf den Inseln Les­vos, Chi­os und Samos zu meh­re­ren Unfäl­len, bei denen Schutz­su­chen­de schwer ver­letzt wur­den oder gar ums Leben kamen. Refu­gee Sup­port Aege­an (RSA) unter­such­te, ob und in wel­cher Form die­sen Vor­komm­nis­sen nach­ge­gan­gen wur­de und mög­li­che Ver­ant­wort­li­che iden­ti­fi­ziert und zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den konnten.

Todesfälle kaum aufgeklärt

Der RSA-Bericht zeigt, dass etli­che Todes­fäl­le in den Hot-Spots ent­we­der unzu­rei­chend oder gar nicht unter­sucht wur­den, etwa der tra­gi­sche Tod einer Frau und eines Kin­des, die bei der Explo­si­on eines Gas­ko­chers in einem Zelt im Camp Moria auf Les­vos ums Leben kamen oder meh­re­re Käl­te­to­te auf­grund der kata­stro­pha­len Unter­brin­gung auf den Inseln Les­vos und Samos im Janu­ar 2017.

Untersuchungen laufen schleppend – oder gar nicht

Meist dau­er­ten die Unter­su­chun­gen zu lan­ge oder wur­den durch büro­kra­ti­sche Hür­den gehemmt oder gänz­lich zum Erlie­gen gebracht. Eben­so fehl­te der poli­ti­sche Wil­le, die Todes­um­stän­de auf­zu­klä­ren und Zustän­di­ge zur Ver­ant­wor­tung zu zie­hen. Der Bericht zeigt in erschre­cken­der Wei­se, dass sich weder Ver­tre­ter grie­chi­scher Behör­den noch der EU vor Ort für die Sicher­heit in den hoff­nungs­los über­füll­ten Lagern zustän­dig fühlen.

Chaos an (Un-)Zuständigkeiten in den Hot-Spots

Im Bericht heißt es näm­lich: It appears that the very struc­tu­re of hot­spots – spaces not cle­ar­ly inte­gra­ted into the Greek admi­nis­tra­ti­ve struc­tu­re and legal sys­tem – is crea­ting con­fu­si­on regar­ding com­pe­tence over the pre­mi­ses, thus lea­ding to a legal void regar­ding their manage­ment and monitoring.

Mit ande­ren Wor­ten: Es ist unklar, wer für die Sicher­heit der Men­schen in den Hot-Spots zustän­dig ist und wem die Auf­klä­rung von Fäl­len, in denen Schutz­su­chen­de zu Scha­den oder sogar zu Tode gekom­men sind, obliegt. Die im Bericht ange­frag­ten Behör­den und Akteu­re vor Ort haben sich alle­samt für unzu­stän­dig erklärt, bis auf die Ant­wort der Gene­ral Inspec­tor of Public Admi­nis­tra­ti­on (zu dtsch.: Gene­ral­inspek­teu­rin der öffent­li­chen Ver­wal­tung) Maria Papas­py­rou, deren Behör­de das Miss­ma­nage­ment der Hot-Spots theo­re­tisch unter­su­chen könn­te – aller­dings nur, wenn eine Beschwer­de oder eine Anfra­ge durch zustän­di­ge Stel­len vorliegt.

EU entzieht sich der Verantwortung für Flüchtlinge

Die Anwe­sen­heit von EU-Per­so­nal vor Ort hat nicht dazu bei­getra­gen, die Bedin­gun­gen für Flücht­lin­ge in den Hot-Spots zu ver­bes­sern. Der RSA-Bericht legt offen, dass es im Bereich der Eva­lua­ti­on und der Pla­nung bezüg­lich Sicher­heits­stan­dards erheb­li­che Defi­zi­te gab. Zudem man­gel­te es in den Hot-Spots über lan­ge Zeit hin­weg an Verfahrensstandards.

Hot-Spots verkommen zur rechtstaatlichen Grauzone

RSA kommt zum Schluss, dass durch unkla­re Zustän­dig­kei­ten, durch die man­gel­haf­te Bereit­schaft und Kom­pe­tenz der Behör­den und Akteu­re vor Ort, die Todes­fäl­le auf­zu­klä­ren und die man­gel­haf­te Bereit­schaft der EU, Ver­ant­wor­tung für Flücht­lin­ge zu über­neh­men, die ohne­hin schlech­te Situa­ti­on für Flücht­lin­ge in den Hot-Spots wei­ter ver­schärft wer­den wird. Es ist zu befürch­ten, dass die grie­chi­schen Hot-Spots so zu einer rechts­staat­li­chen Grau­zo­ne wer­den, in der für die fata­len Fol­gen der mise­ra­blen Lebens­be­din­gun­gen letzt­lich nie­mand zur Rechen­schaft gezo­gen wird.

Hier geht es zum RSA-Bericht »Greek Hot­spots: Deaths Not to Be For­got­ten« (Eng­lisch).

Unsere RSA-Partner*innen in Griechenland

Um das lang­jäh­ri­ge Enga­ge­ment zu ver­ste­ti­gen und als Reak­ti­on auf die sys­te­ma­ti­sche Ent­rech­tung und Ver­elen­dung von Schutz­su­chen­den in Grie­chen­land durch den EU-Tür­kei-Deal hat PRO ASYL im Febru­ar 2017 mit den lang­jäh­ri­gen Projektpartner*innen »Refu­gee Sup­port Aege­an« (RSA) gegrün­det. Die Mit­ar­bei­ten­den sind auf Chi­os, Les­bos und in Athen aktiv. PRO ASYL hat nun eine Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on in Grie­chen­land, die Flücht­lin­gen im gemein­sa­men Pro­jekt zur Sei­te steht.