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Flüchtlingskatastrophe in der Zentralafrikanischen Republik

Kriegerische Auseinandersetzungen haben seit Dezember 2012 über eine Million Menschen zur Flucht gezwungen und wohl tausenden Menschen das Leben gekostet. Die Flüchtlinge fliehen in die großen Städte und in die Nachbarstaaten.
Von der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt spielt sich in der Zentralafrikanischen Republik und ihren Nachbarstaaten aktuell die nach der Syrien-Katastrophe zweitgrößte Flüchtlingskrise ab. Die kriegerischen Auseinandersetzungen im Konflikt zwischen muslimischen und christlichen Milizen haben mittlerweile mehr als eine Million Menschen zur Flucht gezwungen – das entspricht knapp einem Viertel der Gesamtbevölkerung.
Laut Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) haben 86.400 Menschen das Land verlassen und Schutz in den Nachbarstaaten gesucht. Die große Mehrheit ist bisher innerhalb der Grenzen des Heimatlandes auf der Flucht.
Bereits seit Dezember 2012 ist die Zentralafrikanische Republik von politischer Instabilität gezeichnet. Die schon lange prekäre Sicherheitslage im Land hat sich stetig verschlechtert. Allein im Zeitraum der zweiten Januarwoche wurden Schätzungen zufolge 120 Menschen getötet und zahlreiche Häuser geplündert. Vor Ort sind Truppen der Afrikanischen Union (die Operation MISCA ist 4.000 Mann stark) und Frankreichs (1.600 Mann in der Operation „Sangaris“). Da die Kämpfe weitergehen, beschloss die EU am vergangenen Wochenende, zusätzliche Truppen entsenden zu wollen.
Die meisten im Land verbliebenen Flüchtlinge suchen Schutz in der Hauptstadt Bangui, in der französische Truppen stationiert sind. Mittlerweile übertrifft die Zahl der dorthin Geflüchteten die Hälfte der ansässigen Stadtbevölkerung. Rund 100.000 Menschen suchen Schutz in provisorisch errichteten Lagern auf dem Gelände des internationalen Flughafens und in dessen Nähe.
UNHCR und die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) versuchen, zumindest eine Grundversorgung der Flüchtlinge sicherzustellen, doch die Mitarbeiter der MFS mussten seit Jahresanfang ihre Aktivitäten stark einschränken, nachdem bei einem Schusswechsel nahe dem Flughafengelände zwei Kleinkinder getötet worden waren und die Sicherheit der Helfer kaum noch gewährleistet werden konnte. UNHCR hatte schon mehrfach an alle Akteure appelliert, die Arbeit von Hilfsorganisationen nicht zu behindern. Aufgrund der unzureichenden Versorgung der Schutzsuchenden droht laut MSF der Ausbruch von Epidemien.
Aufgrund der Kämpfe im benachbarten Südsudan und der instabilen Lage in der Demokratischen Republik Kongo ist die Zahl der Flüchtlinge in der Region in der letzten Zeit stark gestiegen. Auf Europa hat die Flüchtlingskrise in Zentralafrika kaum Auswirkungen. Laut Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und der Europäischen Kommission haben in Deutschland beispielsweise im ersten Halbjahr 2013 gerade einmal vier Menschen aus der Zentralafrikanischen Republik einen Asylantrag in Deutschland gestellt, fünf aus der Republik Südsudan und 160 aus der Demokratischen Republik Kongo.
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