20.01.2014
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In der Zentralafrikanischen Republik ist mittlerweile knapp ein Viertel der Bevölkerung auf der Flucht. Bild: UNHCR/D. Mbaiorem/2013

Kriegerische Auseinandersetzungen haben seit Dezember 2012 über eine Million Menschen zur Flucht gezwungen und wohl tausenden Menschen das Leben gekostet. Die Flüchtlinge fliehen in die großen Städte und in die Nachbarstaaten.

Von der deut­schen Öffent­lich­keit weit­ge­hend unbe­merkt spielt sich in der Zen­tral­afri­ka­ni­schen Repu­blik und ihren Nach­bar­staa­ten aktu­ell die nach der Syri­en-Kata­stro­phe  zweit­größ­te Flücht­lings­kri­se ab. Die krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen im  Kon­flikt zwi­schen  mus­li­mi­schen und christ­li­chen Mili­zen haben mitt­ler­wei­le mehr als eine Mil­li­on Men­schen zur Flucht gezwun­gen – das ent­spricht knapp einem Vier­tel der Gesamtbevölkerung.

Laut Anga­ben des Flücht­lings­hilfs­werks der Ver­ein­ten Natio­nen (UNHCR) haben 86.400 Men­schen das Land ver­las­sen und Schutz in den Nach­bar­staa­ten gesucht. Die gro­ße Mehr­heit ist bis­her inner­halb der Gren­zen des Hei­mat­lan­des auf der Flucht.

Bereits seit Dezem­ber 2012 ist die Zen­tral­afri­ka­ni­sche Repu­blik von poli­ti­scher Insta­bi­li­tät gezeich­net. Die schon lan­ge pre­kä­re Sicher­heits­la­ge im Land hat sich ste­tig ver­schlech­tert. Allein im Zeit­raum der zwei­ten Janu­ar­wo­che wur­den Schät­zun­gen zufol­ge 120 Men­schen getö­tet und zahl­rei­che Häu­ser geplün­dert. Vor Ort sind Trup­pen der Afri­ka­ni­schen Uni­on (die Ope­ra­ti­on MISCA ist 4.000 Mann stark) und Frank­reichs (1.600 Mann in der Ope­ra­ti­on „San­ga­ris“). Da die Kämp­fe wei­ter­ge­hen, beschloss die EU am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de, zusätz­li­che Trup­pen ent­sen­den zu wollen.

Die meis­ten im Land ver­blie­be­nen Flücht­lin­ge suchen Schutz in der Haupt­stadt Ban­gui, in der fran­zö­si­sche Trup­pen sta­tio­niert sind. Mitt­ler­wei­le über­trifft die Zahl der dort­hin Geflüch­te­ten die Hälf­te der ansäs­si­gen Stadt­be­völ­ke­rung. Rund 100.000 Men­schen suchen Schutz in  pro­vi­so­risch errich­te­ten Lagern auf dem Gelän­de des inter­na­tio­na­len Flug­ha­fens und in des­sen Nähe.

UNHCR und die Orga­ni­sa­ti­on Ärz­te ohne Gren­zen (MSF) ver­su­chen, zumin­dest eine Grund­ver­sor­gung der Flücht­lin­ge sicher­zu­stel­len, doch die Mit­ar­bei­ter der MFS muss­ten seit Jah­res­an­fang ihre Akti­vi­tä­ten stark ein­schrän­ken, nach­dem bei einem Schuss­wech­sel nahe dem Flug­ha­fen­ge­län­de zwei Klein­kin­der getö­tet wor­den waren und die Sicher­heit der Hel­fer kaum noch gewähr­leis­tet wer­den konn­te. UNHCR hat­te schon mehr­fach an alle Akteu­re appel­liert, die Arbeit von Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen nicht zu behin­dern. Auf­grund der unzu­rei­chen­den Ver­sor­gung der Schutz­su­chen­den droht laut MSF der Aus­bruch von Epi­de­mien.

Auf­grund der Kämp­fe im benach­bar­ten Süd­su­dan und der insta­bi­len Lage in der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kon­go ist die Zahl der Flücht­lin­ge in der Regi­on in der letz­ten Zeit stark gestie­gen. Auf Euro­pa hat die Flücht­lings­kri­se in Zen­tral­afri­ka kaum Aus­wir­kun­gen. Laut Anga­ben des Bun­des­am­tes für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge und der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on haben in Deutsch­land bei­spiels­wei­se im ers­ten Halb­jahr 2013 gera­de ein­mal vier Men­schen aus der Zen­tral­afri­ka­ni­schen Repu­blik einen Asyl­an­trag in Deutsch­land gestellt, fünf aus der Repu­blik Süd­su­dan und 160 aus der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kongo.

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