31.01.2012
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Ein neuer Anstrich würde in Libyen unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehaltenen Flüchtlingen kaum weiterhelfen. Foto: Gabriele del Grande

Es ist zu befürchten, dass Libyen und Europa künftig wieder bei der Flüchtlingsabwehr kooperieren werden – obwohl Flüchtlingen in Libyen noch immer Folter droht.

Geht es nach dem Wil­len der neu­en Regie­rung Liby­ens, soll die Euro­päi­sche Uni­on Mit­tel für die Reno­vie­rung von Haft­la­gern zur Ver­fü­gung stel­len, in denen Migran­ten und Flücht­lin­ge inhaf­tiert wer­den. Dies for­der­te der liby­sche Innen­mi­nis­ter Faw­zi Abde­lali letz­te Woche bei einer Pres­se­kon­fe­renz, so ein Bericht des Blogs Migrants at Sea. Damit sol­le die EU Liby­en bei der „Bewäl­ti­gung von Migra­ti­ons­strö­men“ unter­stüt­zen. Seit dem  Sturz des Gad­da­fi-Regimes kämen Tau­sen­de Flücht­lin­ge aus Syri­en nach Liby­en, sag­te ein Spre­cher des Innen­mi­nis­te­ri­ums Mit­te Januar.

Dies gibt erneut Befürch­tun­gen Anlass, dass Liby­en und die EU bezie­hungs­wei­se ein­zel­ne EU-Mit­glied­staa­ten künf­tig bei der Flücht­lings­ab­wehr koope­rie­ren wer­den, wie dies bereits unter Gad­da­fi der Fall war: Liby­en wür­de Euro­pa wie­der die Flücht­lin­ge vom Hals hal­ten und dafür Unter­stüt­zung der EU oder ein­zel­ner Mit­glied­staa­ten erhal­ten. Erst am 21. Janu­ar reis­te der ita­lie­ni­sche Pre­mier­mi­nis­ter Mario Mon­ti nach Tri­po­lis, um dort mit Ver­tre­tern der neu­en liby­schen Regie­rung zu ver­han­deln. Im Febru­ar soll die ita­lie­ni­sche Innen­mi­nis­te­rin Anne Marie Can­cel­lie­ri nach Liby­en rei­sen um dort über eine bila­te­ra­le Koope­ra­ti­on zu Migra­ti­ons­fra­gen zu diskutieren.

Ange­sichts der aktu­el­len Men­schen­rechts­la­ge in Liby­en wäre eine sol­che Koope­ra­ti­on kaum weni­ger skan­da­lös als die dem vor­aus­ge­gan­ge­ne mit dem Gad­da­fi-Regime: Berich­ten zufol­ge wer­den Gefan­ge­ne – dar­un­ter vie­le Flücht­lin­ge – auch unter der neu­en Regie­rung Liby­ens bru­tal gefol­tert. Auch jen­seits der Haft­zen­tren droht Flücht­lin­gen in Liby­en Gefahr für Leib und Leben. Die Flücht­lin­ge ris­kie­ren des­halb auch nach der Revo­lu­ti­on mit maro­den Boo­ten aus Liby­en nach Euro­pa zu flie­hen. Erst am Sams­tag ken­ter­te ein Flücht­lings­boot vor dem Hafen von Mis­ra­ta. 15 Men­schen star­ben, dar­un­ter offen­bar zwölf Frau­en und ein Kind. 40 Men­schen gal­ten als vermisst.

Die EU muss von ihren Koope­ra­ti­ons­plä­nen mit Liby­en Abstand neh­men. Es darf nicht sein, dass die Euro­päi­sche Uni­on Haft­an­stal­ten in Liby­en reno­viert, in denen inhaf­tier­ten Flücht­lin­gen ernied­ri­gen­de Behand­lung droht. Statt­des­sen muss Euro­pa den in Liby­en fest­sit­zen­den Flücht­lin­gen eine Schutz­per­spek­ti­ve eröff­nen. Ihre Auf­nah­me in Euro­pa ist drin­gend geboten. 

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