23.11.2012
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Demonstration anlässlich der Morde von Mölln. Foto: privat.

Bundesweite Arbeitsgemeinschaft PRO ASYL: Der Brandanschlag von Mölln 1992 ist nicht einfach Geschichte. Er muss uns heute eine Mahnung sein, rassistischer Stimmungsmache konsequent entgegenzutreten.

Mölln, 23.11.1992: Neo­na­zis ver­üben zwei Brand­an­schlä­ge auf zwei von Migran­tin­nen und Migran­ten bewohn­te Häu­ser. Die Bewoh­ner im ers­ten Haus ent­kom­men knapp dem Tod. Beim zwei­ten Anschlag in der Müh­len­stra­ße gehen die Täter effek­ti­ver vor. Sie gie­ßen Ben­zin in den Haus­flur und wer­fen meh­re­re Brand­sät­ze. Die 51-jäh­ri­ge Bahi­de Ars­lan, die zehn­jäh­ri­ge Yeliz Ars­lan und die 14-jäh­ri­ge Ayse Yil­maz ster­ben in den Flam­men. Die Über­le­ben­den wer­den zum Teil schwer ver­letzt und lebens­läng­lich traumatisiert.

Die Täter rufen nach ihren Taten bei der Feu­er­wehr an: „In der Müh­len­stra­ße brennt es. Heil Hit­ler“. Doch die Poli­zei ver­däch­tigt zunächst den Vater der Fami­lie Ars­lan. Die Poli­tik sieht erst ein­mal weg. Kanz­ler Kohl kommt nicht nach Mölln, man wol­le kei­nen „Bei­leids­tou­ris­mus“, so sein Regierungssprecher.

Die Mor­de von Mölln ste­hen im Kon­text einer Wel­le von ras­sis­ti­schen Anschlä­gen, die – anders als oft sug­ge­riert – kein ost­deut­sches Phä­no­men war. 1992 wer­den in Nie­der­sach­sen 93 Brand- und Spreng­stoff­an­schlä­ge mit frem­den­feind­li­chem Hin­ter­grund regis­triert, in Baden-Würt­tem­berg sind es 83, in Bay­ern 29. In Schles­wig-Hol­stein gab es den Poli­zei­be­hör­den zufol­ge 35 Brand- und Spreng­stoff­an­schlä­ge auf Asyl­be­wer­ber­un­ter­künf­te oder Wohn- und Gewer­be­ob­jek­te von Aus­län­dern. Auch in Mölln wur­de schon im März 1992 eine Asyl­be­wer­ber­un­ter­kunft mit Molo­tow­cock­tails angegriffen.

Die von ras­sis­ti­scher Stim­mungs­ma­che gepräg­te Asyl­de­bat­te der neun­zi­ger Jah­re, die am 6. Dezem­ber 1992 im soge­nann­ten „Asyl­kom­pro­miss“ gip­fel­te, hat­te Hass gegen Flücht­lin­ge geschürt – und Hass auf Men­schen, die seit Jahr­zehn­ten in Deutsch­land leb­ten. Auf Men­schen wie Ayse Yil­maz und Bahi­de und Yeliz Arslan.

Ange­sichts der aktu­el­len Asyl­de­bat­te, in der Poli­ti­ker Min­der­hei­ten wie­der pau­schal Asyl­miss­brauch vor­wer­fen und Angst vor einer „Flücht­lings­flut“ ver­brei­ten, ange­sichts der nach wie vor viru­len­ten ras­sis­ti­schen Gewalt in Deutsch­land und des fort­wäh­ren­den Ver­sa­gens deut­scher Behör­den bei der Auf­klä­rung ras­sis­tisch moti­vier­ter Ver­bre­chen, sind die Mor­de von Mölln nicht ein­fach Geschich­te.  Sie sind eine Mah­nung an die Poli­tik, an die Medi­en und die Zivil­ge­sell­schaft, ras­sis­ti­scher Stim­mungs­ma­che kon­se­quent entgegenzutreten.

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