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Diffamierung der Lebensretter beenden – Ausbau der Seenotrettung jetzt!
Der Druck auf zivile Seenotrettungsorganisationen steigt täglich. Während Europa seine Verantwortung zur Rettung von Bootsflüchtlingen nicht wahrnimmt, sehen diejenigen, die mit unermüdlichem und couragiertem Einsatz gegen das Sterben vor Europas Toren ankämpfen, sich mit kriminalisierenden Vorwürfen konfrontiert.
2017 sind schon 1.377 Menschen auf ihrer Flucht nach Europa ums Leben gekommen. Doch anstatt das zum Anlass zu nehmen, endlich mehr Kapazitäten für die Seenotrettung zu schaffen, geraten die zivilen Organisationen immer massiver unter Druck.
Kriminalisierung der Seenotrettung
Bereits Ende Februar erntete Frontex-Chef Fabrice Leggeri vehemente Kritik für seine Aussage, die Hilfseinsätze der zivilen Seenotretter*innen vor der libyschen Küste würden das Schleppergeschäft in Libyen anheizen. Aufgrund der massiven Vorwürfe gegen die Grenzagentur widersprach Frontex-Sprecherin Ewa Moncure am 20. April den Kritiken gegenüber dem ZDF.
»Es ist kein Wunder, dass Frontex gegen uns Stimmung macht. Wir durchkreuzen ihr Konzept des kalkulierten Sterbenlassens als Mittel der Migrationskontrolle, daher sind wir ihnen ein Dorn im Auge.«
Dennoch gehen die Kriminalisierungsversuche weiter – und werden immer drastischer: Carmelo Zuccaro, Staatsanwalt von Catania, hatte Ende April behauptet, er verfüge über Beweise einer angeblichen Zusammenarbeit zwischen zivilen Seenotrettungsorganisationen und Schleppern. Presseberichten zufolge soll im italienischen Parlament nun auch über eine strengere Überwachung der Organisationen, die im Mittelmeer im Einsatz sind, debattiert werden.
Den Lebensrettern gebührt Dank statt Vorwürfen!
Die Organisationen Sea-Watch und Jugend Rettet haben auf diese Vorwürfe bereits mehrfach reagiert (Brief an F. Leggeri; Prüfung rechtlicher Schritte gegen C. Zuccaro) – und auch der UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi hat nun öffentlich ihre wichtige Rolle im Mittelmeer gelobt und die Nichtregierungsorganisationen ausdrücklich gegen Kritik italienischer Politiker in Schutz genommen. Die Seenotretter von SOS Méditerranée haben kürzlich gar den UNESCO-Friedenspreis erhalten und den auf der Flucht übers Meer ertrunkenen Menschen gewidmet.
»Ich fordere weitere Anstrengungen, um die Menschen auf dieser gefährlichen Route zu retten. Das ist eine Frage von Leben und Tod, die unser grundlegendes Gefühl von Menschlichkeit anspricht.«
PRO ASYL ist solidarisch mit den zivilen Seenotrettungsinitiativen im Mittelmeer. Ihr mutiger und unentbehrlicher Einsatz zur Rettung von Menschenleben ist unmissverständlich zu würdigen und zu unterstützen. Gegen die Lebensretter derart zu hetzen und dabei selbst tatenlos weitere Todesopfer auf hoher See in Kauf zu nehmen, ist menschenverachtend und eine Schande für Europa.