17.07.2012
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AktivistInnen und Aktivisten des Netzwerks in Choucha. Foto: Conni Gunßer

Eine Delegation des internationalen Netzwerks Boats4People hat vergangene Woche Flüchtlinge aus dem tunesischen Lager Choucha getroffen – die Lage der dort verbliebenen Flüchtlinge wird immer verzweifelter.

Eigent­lich war alles gut vor­be­rei­tet: Eine Dele­ga­ti­on des Netz­werks Boats4People woll­te im Flücht­lings­la­ger Chou­cha Flücht­lin­ge tref­fen, die ein­ge­la­den waren, sich an den Vor­be­rei­tun­gen zum Welt­so­zi­al­fo­rum 2013 zu betei­li­gen. Doch die Sol­da­ten am Ein­gang lie­ßen die 11 Akti­vis­ten aus Afri­ka und Euro­pa nicht pas­sie­ren – das an der liby­schen Gren­ze gele­ge­ne Lager dür­fe nur noch mit Erlaub­nis des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums betre­ten wer­den, hieß es. Nur tele­fo­nisch konn­te die Teil­nah­me von acht Flücht­lin­gen aus Chou­cha an der Ver­an­stal­tung in Monastir vor­be­rei­tet werden.

Dort berich­te­ten sie von der aus­sicht­lo­sen Lage der noch immer in Chou­cha fest­sit­zen­den Lager­be­woh­ner. Die meis­ten wur­den nicht als Flücht­lin­ge aner­kannt. In ihre Her­kunfts­län­der wie Eri­trea, Sudan und Soma­lia kön­nen sie jedoch nicht zurück und auch in der tune­si­schen Wüs­te gibt es kei­ne Zukunft für sie. Die Flücht­lin­ge berich­te­ten über ihre dra­ma­ti­sche Situa­ti­on und for­der­ten, dass für die in Chou­cha aus­har­ren­den Men­schen schnell eine huma­ni­tä­re Lösung gefun­den wer­den müs­se – etwa die Auf­nah­me in einem ande­ren Staat, der ihnen dau­er­haf­ten Schutz gewährt. Die Anrei­se der Flücht­lin­ge aus Chou­cha zur Ver­an­stal­tung des Welt­so­zi­al­fo­rums in Monastir wur­de von PRO ASYL finan­zi­ell unterstützt.

Die Ver­zweif­lung von Men­schen, die im nord­afri­ka­ni­schen Tran­sit gefan­gen sind führt immer wie­der zu tra­gi­schen Schiffs­un­glü­cken auf dem Mit­tel­meer. Nach vor­sich­ti­gen Schät­zun­gen des UNHCR haben in die­sem Jahr 170 Men­schen beim Ver­such der Über­fahrt ihr Leben ver­lo­ren. Im letz­ten Jahr waren es nach Anga­ben des UNHCR 1500 Flücht­lin­ge und Migran­ten, die im Mit­tel­meer star­ben. Ande­re Schät­zun­gen gehen von über 2000 Toten im Jahr 2011 aus.

Das Netz­werk Boats4People, in dem sich Akti­vis­ten aus Euro­pa und Afri­ka zusam­men­ge­schlos­sen haben, macht mit Aktio­nen vor Ort auf die Tra­gö­di­en auf­merk­sam und arbei­tet dabei mit Ver­wand­ten und Freun­den der Toten und Ver­miss­ten zusam­men. Jüngst doku­men­tier­te es das letz­te Unglück im Juni, bei dem 54 Men­schen starben.

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