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Von „Vaterlandslosen Gesellen“ zu „Scheinasylanten“: Wie die EU Roma diskriminiert
mit einem Vortrag in Münster anhand der aktuellen EU-Politik gegenüber Romaflüchtlingen aus dem Balkan auf. So hatte Ende April der Grundrechteausschuss des Europa-Parlaments einem Vorschlag der EU-Kommission zugestimmt, der der EU die Möglichkeit gibt, Drittstaaten, für deren Staatsangehörige die Visumspflicht gegenüber der EU abgeschafft ist, mit einer kurzfristigen Wiedereinführung der Visapflicht zu sanktionieren. Die Europäische Kommission begründet die Notwendigkeit einer solchen Regelung mit dem „raschen Anstieg der Asylanträge in einigen Mitgliedstaaten nach der Lockerung der Visumsbestimmungen für einige Staaten des westlichen Balkan“. Gemeint sind insbesondere Mazedonien und Serbien. Dass es sich bei den Asylsuchenden dieser Staaten fast ausschließlich um Roma handelt, vermied die Kommission im Zuge dieser Begründung zu erwähnen – denn die Tatsache der Diskriminierung von Roma in diesen Staaten ist der EU durchaus bekannt. Dennoch werden deren Asylanträge oftmals mit pauschalen Begründungen abgelehnt und ihre Gründe für die Asylgesuche rhetorisch umso vehementer delegitimiert: Die Roma seien „Scheinasylanten“, die hier allein „überwintern“ wollten, so der politische Diskurs. Eine Analyse, was die Roma dazu treibt, ihre Herkunftsländer zu verlassen, bleibt aus. Dies stünde auch der offenbaren Absicht der EU entgegen, mit der jüngst beschlossenen Regelung zur Einschränkung der Visafreiheit die betreffenden Staaten unter Druck zu setzen, damit diese Roma und andere potentielle Asylsuchende gar nicht erst ausreisen lassen. So wird den Betroffenen zusätzlich zur alltäglichen Diskriminierung auch noch das Menschenrecht auf Ausreise verwehrt – auf expliziten Wunsch der EU.