Den Kir­chen­asyl-Streit been­det die EKD in einem Dos­sier vom März 2015 mit der Ver­kün­di­gung: „Die bei­den gro­ßen Kir­chen haben ihren Streit mit der Bun­des­re­gie­rung und dem Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge (BAMF) über das Kir­chen­asyl vor­erst bei­gelegt.“ Die Behör­den ver­zich­ten zunächst dar­auf, ihre Idee zu ver­wirk­li­chen und die Frist zu ver­län­gern, wäh­rend der Flücht­lin­ge in einen ande­ren Dub­lin-Staat abge­scho­ben wer­den kön­nen. Ob die­se Idee recht­lich getra­gen hät­te, steht dahin. Die Unge­wiss­heit über die mög­li­che Been­di­gung von Kir­chen­asy­len aller­dings ist ein Pro­blem. Nun läuft bis zum Herbst zunächst ein Pilot­pro­jekt, in dem die Kir­chen, so die EKD, die Mög­lich­keit erhal­ten, Fäl­le, die in einem Kir­chen­asyl mün­den könn­ten, künf­tig noch ein­mal vom Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge über­prü­fen zu las­sen. Auf bei­den Sei­ten gibt es  zen­tra­le Ansprech­part­ner. Vie­le Exper­tin­nen und Exper­ten bezwei­feln, dass dies funk­tio­nie­ren kann, z.B. weil bis­lang die Lösungs­mög­lich­kei­ten für vie­le Kir­chen­asyl­fäl­le nicht vor­ab, son­dern nur wäh­rend eines bereits gewähr­ten Kir­chen­asyls im Detail geklärt wer­den konn­te. Sehr miss­ver­ständ­lich heißt es in dem EKD-Dos­sier: „Nun­mehr beto­nen das BAMF und die Kir­chen, dass die Kir­chen mit dem Kir­chen­asyl nicht das Ziel ver­fol­gen, eine sys­te­ma­ti­sche Kri­tik am Dub­lin­sys­tem zu üben.“ Das könn­ten die Kir­chen für sich erklä­ren, aber wohl kaum gemein­sam mit dem außen­ste­hen­den BAMF. De fac­to ergibt sich aus der Tat­sa­che, dass in den letz­ten Jah­ren immer mehr Kir­chen­asyl von Opfern des Dub­lin­sys­tems gesucht und von den Kir­chen gewährt wor­den ist, eine prak­ti­sche Kri­tik am Dub­lin­sys­tem. Hin­ter­grund des Streits, so das Dos­sier, sei die stark gestie­ge­ne Zahl von Flücht­lin­gen und Fäl­len von Kir­chen­asyl. Genannt wer­den mit Stand Ende Febru­ar min­des­tens 226 Fäl­le mit 411 Schutz­su­chen­den (Stand 8.4.: 237 Kir­chen­asyle mit min­des­tens 426 Per­so­nen, davon etwa 118 Kin­der). In Deutsch­land dürf­te es jeweils über 20.000 katho­li­sche und evan­ge­li­sche Kir­chen geben. Es kann also weder von einer Kir­chen­asyl-Schwem­me noch von einer exor­bi­tan­ten Zahl der Akte zivi­len Unge­hor­sams die Rede sein. Dass Prä­lat Dr. Dutz­mann in einem Inter­view im Dos­sier dazu einem „hof­fent­lich nicht mehr so oft“ kommt, zeigt, dass man sich von einem über­schüs­sig for­mu­lie­ren­den Bun­des­in­nen­mi­nis­ter, der einen Ver­gleich zwi­schen dem Kir­chen­asyl und der Isla­mi­schen Scha­ria gezo­gen hat­te, ein­schüch­tern ließ. Jetzt wird man abwar­ten müs­sen, wie der ver­ein­bar­te „Kir­chen­asyl­vor­prü­fungs­aus­schuss“ funk­tio­niert. Unser Tipp: Je weni­ger Fäl­le, des­to bes­ser. Demut als Methode.

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