06.08.2013

Anläss­lich der Ver­öf­fent­li­chung der Halb­jah­res­sta­tis­tik des Bun­des­am­tes für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge, die 43.016 Asy­l­erst­an­trä­ge aus­weist, for­dert PRO ASYL von den poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen ein kla­res Bekennt­nis zum Flücht­lings­schutz. Auch im lau­fen­den Halb­jahr wer­den die Zah­len nicht sin­ken. In Staa­ten wie Syri­en, Afgha­ni­stan, Iran, Irak und Soma­lia ist eine Bes­se­rung der Lage nicht zu erwarten.

Der syri­sche Bür­ger­krieg befin­det sich im zwei­ten Jahr. In Afgha­ni­stan nimmt die Zahl der zivi­len Opfer von Anschlä­gen und mili­tä­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen stark zu, eben­so in Tei­len des Iraks. Hin­ter dem dras­ti­schen Anstieg der Anträ­ge von Staats­an­ge­hö­ri­gen der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on steht eine zuneh­men­de Flucht aus dem Nord­kau­ka­sus, ins­be­son­de­re aus Tsche­tsche­ni­en. Ein beträcht­li­cher Teil der tsche­tsche­ni­schen Flücht­lin­ge hat sich bereits zuvor in Polen auf­ge­hal­ten. Auf­grund der Aus­sichts­lo­sig­keit, ihr Leben dort selbst gestal­ten und wirt­schaft­lich sichern zu kön­nen, haben sie sich zur Wei­ter­flucht ent­schlos­sen. Knapp jeder fünf­te Flücht­ling aus der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on wur­de im ers­ten Halb­jahr durch eine Ent­schei­dung des Bun­des­am­tes geschützt (unter Her­aus­rech­nung der soge­nann­ten for­mel­len Ent­schei­dun­gen, z.B. wegen Zustän­dig­keit ande­rer EU-Staaten).

Das Bun­des­amt hat mehr als 31.000 Ent­schei­dun­gen getrof­fen, ein Anstieg um 22 Pro­zent. Dies ist jedoch fast aus­nahms­los dar­auf zurück­zu­füh­ren, dass für Asyl­su­chen­de  aus bestimm­ten Her­kunfts­staa­ten Ent­schei­dun­gen nach Sche­ma F getrof­fen wur­den, oft ohne eine aus­rei­chen­de Prü­fung der Sach­ver­hal­te,. Asyl­an­trag­stel­ler aus Ser­bi­en und Maze­do­ni­en, ins­be­son­de­re Roma, wer­den wei­ter­hin nach dem von Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Fried­rich im letz­ten Jahr ver­kün­de­ten Cre­do, es gebe dort kei­ne poli­ti­sche Ver­fol­gung, schnell und mit dün­nen Begrün­dun­gen abgelehnt.

Schnell aner­kannt wer­den hin­ge­gen syri­sche Asyl­su­chen­de, deren Schutz­be­dürf­tig­keit sich aus der aktu­el­len Lage ergibt. Die­ser „Tätig­keits­nach­weis“ des Bun­des­am­tes ist frag­wür­dig, ist doch die Ver­fah­rens­dau­er für Asyl­an­trag­stel­ler aus fast allen ande­ren Län­dern wei­ter­hin extrem hoch. Dass Ira­ner, Eri­tre­er, Afgha­nen auch nach ein­ein­halb Jah­ren noch kei­ne Asy­l­ent­schei­dung des Bun­des­am­tes erhal­ten haben, ist an der Tagesordnung.

Bei den getrof­fe­nen Ent­schei­dun­gen sind die Schutz­quo­ten bei eini­gen Staa­ten rela­tiv hoch. Für afgha­ni­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge betrug sie im ers­ten Halb­jahr 55 Pro­zent (berei­nigt, ohne for­mel­le Ent­schei­dun­gen), für Ira­ner und Ira­ker 59 Pro­zent. Die Aner­ken­nungs­quo­te von 34 Pro­zent im Fal­le Paki­stans erklärt sich vor allem aus der reli­giö­sen Ver­fol­gung der Ahmadiyya-Minderheit.

Die meis­ten Über­stel­lun­gen im Rah­men der bis­lang noch gel­ten­den Dub­lin-II-Ver­ord­nung gin­gen nach Polen. Betrof­fen waren mehr als 600 Per­so­nen aus der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on. Auch die­se Dub­lin-Ent­schei­dun­gen gehen als „schnel­le Ent­schei­dun­gen“ in die Sta­tis­tik ein und wer­den die Sta­tis­tik der durch­schnitt­li­chen Ver­fah­rens­dau­er vor­aus­sicht­lich schönen.

Mit der Prio­ri­sie­rung schnell zu erle­di­gen­der Ver­fah­ren han­gelt das Bun­des­amt sich durch die miss­li­che Situa­ti­on, dass nach wie vor nicht genü­gend Per­so­nal vor­han­den ist, um fai­re und zeit­na­he Ent­schei­dun­gen zum Regel­fall zu machen. Ursa­che dafür sind gra­vie­ren­de Pla­nungs­feh­ler der Vergangenheit.

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