01.09.2009
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Foto: Pary el-Qalqili

Das soge­nann­te „Aus­rei­se­zen­trum“ Fürth in Bay­ern, in dem bis­her gedul­de­te Flücht­lin­ge unter­ge­bracht waren, denen eine „frei­wil­li­ge“ Aus­rei­se durch beson­de­re Schi­ka­ne nahe­ge­legt wer­den soll­te, wird zum Jah­res­en­de geschlos­sen. Damit geht ein sie­ben­jäh­ri­ger Skan­dal zu Ende, gegen den Bewoh­ner und Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen seit lan­gem Sturm lau­fen. Aller­dings kön­nen die ver­blei­ben­den Insas­sen bis Ende des Monats nicht etwa in

Das soge­nann­te „Aus­rei­se­zen­trum“ Fürth in Bay­ern, in dem bis­her gedul­de­te Flücht­lin­ge unter­ge­bracht waren, denen eine „frei­wil­li­ge“ Aus­rei­se durch beson­de­re Schi­ka­ne nahe­ge­legt wer­den soll­te, wird zum Jah­res­en­de geschlos­sen. Damit geht ein sie­ben­jäh­ri­ger Skan­dal zu Ende, gegen den Bewoh­ner und Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen seit lan­gem Sturm lau­fen. Aller­dings kön­nen die ver­blei­ben­den Insas­sen bis Ende des Monats nicht etwa in Woh­nun­gen umzie­hen, son­dern sol­len in ande­re Gemein­schafts­un­ter­künf­te ver­legt werden.

Das Lager Fürth erlang­te trau­ri­ge Berühmt­heit, da dort außer­or­dent­lich restrik­ti­ve Bedin­gun­gen herr­schen. Der baye­ri­sche Flücht­lings­rat doku­men­tier­te zahl­rei­che Ver­let­zun­gen der Pri­vat­sphä­re und beson­ders schlech­te Hygie­ne­stan­dards des Lebens hin­ter Git­tern. Die Beschrän­kung der Bewe­gungs­frei­heit, regel­mä­ßi­ge Ver­hö­re, Bewa­chung durch einen pri­va­ten Sicher­heits­dienst, Ent­zug des „Taschen­gel­des“ und strik­te Arbeits­ver­bo­te, täg­li­che Aus­ga­be der Lebens­mit­tel­pa­ke­te zur Sicher­stel­lung der regel­mä­ßi­gen Anwe­sen­heit, Zim­mer­durch­su­chun­gen, Mel­de­pflich­ten und Anwe­sen­heits­kon­trol­len gehör­ten zur zer­mür­ben­den Rea­li­tät der Insas­sen. Das erklär­te Ziel der Lan­des­re­gie­rung, die Men­schen zur „frei­wil­li­gen Aus­rei­se“ zu bewe­gen, wur­de ver­fehlt. 258 Per­so­nen wur­den seit 2002 auf­ge­nom­men, wovon nur 55 frei­wil­lig aus­reis­ten. 148 Men­schen tauch­ten unter, weil sie die Bedin­gun­gen nicht mehr aushielten.

Dass die­ses Pro­jekt zur Ille­ga­li­sie­rung von Men­schen nun end­lich ein Ende hat, ist zu begrü­ßen, auch wenn in offi­zi­el­len Ver­laut­ba­run­gen die Schlie­ßung mit dem Aus­lau­fen des Miet­ver­tra­ges begrün­det wird. PRO ASYL for­dert die Abschaf­fung des Lager­zwangs und die gene­rel­le Auf­lö­sung von „Aus­rei­se­zen­tren“. Das Lager in Fürth ist nur ein beson­ders kras­ses Bei­spiel, mit wel­chen Schi­ka­nen gedul­de­te Men­schen abseits der öffent­li­chen Wahr­neh­mung zu kämp­fen haben.

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