News
Flüchtlingskrise in Lampedusa
Immer mehr Flüchtlinge aus Nordafrika gelangen mit Booten auf die Mittelmeerinsel Lampedusa. Allein in der Nacht von Montag auf Dienstag erreichten ca. 450 Flüchtlinge aus Nordafrika die Insel. Am Wochenende waren zum ersten Mal auch Schutzsuchende aus Libyen bis zu der kleinen Nebeninsel Linosa gelangt. Die rund 300 aus Eritrea und Äthiopien stammenden Bootsflüchtlinge, unter
Immer mehr Flüchtlinge aus Nordafrika gelangen mit Booten auf die Mittelmeerinsel Lampedusa. Allein in der Nacht von Montag auf Dienstag erreichten ca. 450 Flüchtlinge aus Nordafrika die Insel. Am Wochenende waren zum ersten Mal auch Schutzsuchende aus Libyen bis zu der kleinen Nebeninsel Linosa gelangt. Die rund 300 aus Eritrea und Äthiopien stammenden Bootsflüchtlinge, unter denen auch eine Mutter mit ihrem Neugeborenen Baby ware, wurden unterdessen nach Sizilien gebracht. Insgesamt dürften sich mittlerweile rund 6000 Flüchtlinge auf Lampedusa aufhalten, die Gesamtzahl der aus Nordafrika nach Italien Geflüchteten steigt damit auf über 18.000. Die Situation vor Ort wird dabei immer kritischer. Die meisten Flüchtlinge werden in Zeltlagern untergebracht, die hygienischen Bedingungen verschlechtern sich zunehmend und auch die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist dürftig. Eine Gruppe von TunesierInnen befindet sich im Hungerstreik, um gegen die schlechten hygienischen Bedingungen und die langen Wartezeiten auf Nahrungsmittel zu protestieren. Sie fordern so schnell wie möglich auf das Festland gebracht zu werden. Mittlerweile formiert sich auf Lampedusa starker Protest gegen die hauptsächlich tunesischen Flüchtlinge. AnwohnerInnen der Insel skandierten Parolen gegen die „Migranteninvasion“ und Fischer versuchten mit ihren Booten den Hafen zu blockieren, um die weitere Ankunft von Flüchtlingen zu verhindern.
Besonders besorgniserregend sind die Meldungen über ein mit 68 Flüchtlingen besetztes Schlauchboot, darunter auch Frauen und Kinder, ca. 60 Seemeilen vor der libyschen Küste. Per Satellitentelefon baten sie um Hilfe, da der Treibstoff und Nahrungsmittel ausgegangen waren. Seit dem Anruf fehlt jede Spur des Bootes.
Um die Krise zu lösen setzt die italienische Regierung auf zweifelhafte Angebote. Sie plant, den tunesischen Flüchtlingen 1500 € für die Rückkehr in ihre Heimat anzubieten. Auf dem italienischen Festland sind bereits jetzt ca. 13.000 Flüchtlinge aus Tunesien in Lagern untergebracht und warten dort auf ihre Abschiebung. Italiens Innenminister Roberto Maroni droht unterdessen mit Zwangsabschiebungen, falls sich Tunesien nicht zur Rückübernahme der Flüchtlinge bereit erklärt. In Libyen ließ der Rebellenanführer Mustafa Abdel Jalil verlauten, dass die Flüchtlingsabwehr mit Italien weitergeführt werde, sobald eine neue Regierung im Amt sei. Deutschland weigert sich nach wie vor Flüchtlinge aus Nordafrika aufzunehmen.
Lampedusa – künstlich produzierter Notstand (07.04.11)
Neue Flüchtlingstragödien im Mittelmeer (04.04.11)
Italien macht dicht (15.03.11)
Flucht aus Libyen: Die humanitäre Krise spitzt sich zu (02.03.11)
Maroni schürt Angst (11.02.11)