02.10.2012
Image

Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Brandenburg haben angekündigt, im Bundesrat eine Gesetzesinitiative zur Abschaffung des AsylbLg einzubringen. PRO ASYL begrüßt den Vorstoß der Länder.

Noch ist nicht klar, ob die bei­den rot-grü­nen Bun­des­län­der und das rot-rote Bran­den­burg mit ihrem geplan­ten Antrag durch­drin­gen wer­den. Die Hoff­nun­gen lie­gen auf den Stim­men der bei­den gro­ßen Län­der Nord­rhein-West­fa­len und Baden-Würt­tem­berg. Wür­de das Gesetz end­lich abge­schafft wer­den, müss­ten Asyl­su­chen­de und Gedul­de­te die­sel­ben Leis­tun­gen bekom­men wie ande­re Bedürftige. 

Geteil­te Menschenwürde

Das Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz war 1993 in einem feind­li­chen Kli­ma gegen Asyl­su­chen­de ein­ge­führt wor­den und hat­te das als men­schen­wür­dig gel­ten­de Exis­tenz­mi­ni­mum für Flücht­lin­ge nied­ri­ger fest­ge­setzt als jenes für bedürf­ti­ge Deut­sche. PRO ASYL hat­te sich von Anfang an gegen das ras­sis­ti­sche Son­der­ge­setz gestellt.

Fast 20 Jah­re lang, bis das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt das Asyl­bLg im Juli 2012 teil­wei­se für ver­fas­sungs­wid­rig erklär­te, muss­ten Flücht­lin­ge mit bis zu 50 % nied­ri­ge­ren Sozi­al­leis­tun­gen aus­kom­men als Hartz-IV-Emp­fän­ger. Vor dem Urteil erhiel­ten Flücht­lings­kin­der 4,40 € pro Tag für Bil­dung, Nah­rung, Klei­dung und Hygie­ne­ar­ti­kel. Inzwi­schen haben sie Anspruch auf 7,70 € pro Tag.

Ent­wür­di­gen­de Pra­xis der Sachleistungen 

In Fol­ge des Karls­ru­her Urteils wur­den zwar die Leis­tungs­sät­ze für Asyl­be­wer­ber auf bei­na­he Hartz-Niveau ange­ho­ben. Doch ande­re Dis­kri­mi­nie­run­gen durch das Son­der­ge­setz für Flücht­lin­ge sind durch das Urteil nicht berührt – etwa die ent­wür­di­gen­de Pra­xis, Flücht­lin­gen Ein­kaufs­gut­schei­ne oder Sach­leis­tun­gen statt Bar­geld aus­zu­ge­ben, blie­ben erhalten.

Vie­le Kom­mu­nen sind inzwi­schen aus eige­ner Initia­ti­ve auf Bar­geld anstel­le von Sach­leis­tun­gen umge­stie­gen. Men­schen­freund­lich­keit ist aber nicht immer der Grund, son­dern dass die Aus­zah­lung von Bar­geld häu­fig Ver­wal­tungs­kos­ten spart. Bis­her tra­gen Län­der und Kom­mu­nen die Leis­tun­gen für Asyl­su­chen­de allei­ne. Wür­den Asyl­su­chen­de Hartz-IV-Leis­tun­gen erhal­ten, müss­te der Bund einen Teil der Kos­ten übernehmen.

PRO ASYL begrüßt die Initia­ti­ve der Län­der. Flücht­lin­ge sind kei­ne Men­schen zwei­ter Klas­se. Mit den Wor­ten des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts: Die Men­schen­wür­de ist migra­ti­ons­po­li­tisch nicht zu relativieren. 

Medi­en­be­rich­te: taz

 Asyl­bLG (25.07.12)

 20 Jah­re Ros­tock-Lich­ten­ha­gen – ein Akt poli­ti­scher Brand­stif­tung (22.08.12)

 Nach dem BVerfG-Urteil zum Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz: Kom­mu­nen ver­schlep­pen Aus­zah­lung (15.08.12)

 Asyl­bLG ver­fas­sungs­wid­rig! (18.07.12)