08.09.2014
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Die Menschenrechtssituation in Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina lässt die Einstufung als „sichere Herkunftsstaaten“ nicht zu. Minderheiten und Homosexuelle werden extrem diskriminiert.

Mit einem gemeinsamen Appell wenden sich Amnesty International und PRO ASYL an die Landespolitiker von Bündnis 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN: Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina sind keine sicheren Herkunftsstaaten!

Amnes­ty Inter­na­tio­nal und PRO ASYL appel­lie­ren gemein­sam an die Lan­des­po­li­ti­ke­rIn­nen von Bünd­nis 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN, am 19. Sep­tem­ber im Bun­des­rat die Geset­zes­in­itia­ti­ve zu ver­hin­dern, mit der die gro­ße Koali­ti­on Ser­bi­en, Maze­do­ni­en und Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na als so genann­te „siche­re Her­kunfts­staa­ten“ ein­stu­fen las­sen will.

Im Bun­des­tag haben Grü­ne und Lin­ke das Gesetz zu Recht abge­lehnt. Im Bun­des­rat droht nun ein Kom­pro­miss auf dem Rücken der betrof­fe­nen Schutz­su­chen­den. Medi­en­be­rich­ten zufol­ge stellt die Regie­rungs­ko­ali­ti­on Bünd­nis 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN Ver­bes­se­run­gen für Asyl­su­chen­de im Sozi­al­recht oder beim Arbeits­markt­zu­gang in Aus­sicht, um sie zum Ein­len­ken zu bewegen.

PRO ASYL und Amnes­ty appel­lie­ren an die Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­ker der Grü­nen und der Lin­ken, sich einem sol­chen Kom­pro­miss zu ver­wei­gern. Die der Geset­zes­in­itia­ti­ve zugrun­de­lie­gen­de Unter­stel­lung, dass alle Men­schen in Ser­bi­en, Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na und Maze­do­ni­en vor Ver­fol­gung und unmensch­li­cher oder ernied­ri­gen­der Behand­lung sicher sei­en, ist falsch.

- Die Men­schen­rechts­si­tua­ti­on in Ser­bi­en, Maze­do­ni­en und Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na lässt die Ein­stu­fung als „siche­re Her­kunfts­staa­ten“ nicht zu. Min­der­hei­ten und Homo­se­xu­el­le wer­den extrem dis­kri­mi­niert. Roma leben oft in Slums am Ran­de der Gesell­schaft – meist ohne Zugang zu Bil­dung, medi­zi­ni­scher Ver­sor­gung, Was­ser oder Elek­tri­zi­tät. Selbst dort sind sie oft  von Zwangs­räu­mun­gen bedroht. Het­ze und ras­sis­ti­sche Angrif­fe sind an der Tages­ord­nung. Die Staa­ten schüt­zen nicht vor Über­grif­fen. Täter wer­den viel­fach nicht verfolgt.

- Eine unvor­ein­ge­nom­me­ne Prü­fung des Ein­zel­falls ist das Herz­stück des Asyl­rechts. Das Kon­zept der „siche­ren Her­kunfts­staa­ten“ wider­spricht dem: Die  Anträ­ge wer­den  in der Regel ohne fai­re Ein­zel­fall­prü­fung als „offen­sicht­lich unbe­grün­det“ abgelehnt.

- Das Recht auf ein fai­res Asyl­ver­fah­ren ist nicht ver­han­del­bar. Es darf nicht auf­ge­ge­ben wer­den, um grund­sätz­lich wün­schens­wer­te Ver­bes­se­run­gen für Asyl­su­chen­de im Sozi­al­recht oder beim  Zugang zum Arbeits­markt zu errei­chen. 

Amnes­ty Inter­na­tio­nal hat eine Peti­ti­on an die Grü­nen und die Lin­ke gestar­tet – unter­zeich­nen kön­nen Sie hier: Grü­ne & Lin­ke: Steht zu Euren Ver­spre­chen beim Flüchtlingsschutz!

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