30.08.2021

Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen for­mu­lie­ren Erwar­tun­gen an eine men­schen­rechts­ba­sier­te Migra­ti­ons- und Flücht­lings­po­li­tik: #offen­geht

Zur­zeit steht Afgha­ni­stan im Fokus der öffent­li­chen Debat­te. Wie­der ein­mal erle­ben wir Flücht­lings­po­li­tik im Kri­sen­mo­dus. Weil nicht vor­aus­schau­end gehan­delt wur­de. Weil die Poli­tik vor allem auf Abschot­tung und Aus­gren­zung setz­te. Weil sie auf die bevor­ste­hen­de Wahl schiel­te, statt auf die Nöte und Rech­te von Men­schen zu schau­en. Das alles hät­te nicht pas­sie­ren müs­sen. Eine ande­re Flücht­lings- und Migra­ti­ons­po­li­tik ist mög­lich. Dar­an erin­nern PRO ASYL, der Bun­des­zu­wan­de­rungs- und Inte­gra­ti­ons­rat, die Dia­ko­nie Hes­sen und der Initia­tiv­aus­schuss für Migra­ti­ons­po­li­tik in Rhein­land-Pfalz in ihrem Posi­ti­ons­pa­pier „Soli­da­ri­tät ent­gren­zen“, das von rund 45 wei­te­ren Orga­ni­sa­tio­nen und Initia­ti­ven unter­stützt wird.

Ange­sichts glo­ba­ler Kri­sen for­dern die Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen die Ent­gren­zung von Soli­da­ri­tät. Kon­zep­te, die Sicher­heit und Wohl­stand für weni­ge ver­hei­ßen und dafür Unsi­cher­heit, Armut, Ver­elen­dung und Per­spek­tiv­lo­sig­keit für vie­le in Kauf neh­men, wer­den schei­tern – sowohl inner­halb einer Gesell­schaft als auch in einer inter­de­pen­den­ten und glo­ba­li­sier­ten Welt.

Ent­schei­dung zwi­schen Abschot­tung und Weltoffenheit

Die­se Leh­re des Kli­ma­wan­dels, der Pan­de­mie und der welt­wei­ten Gerech­tig­keits­kri­se gilt auch für die Migra­ti­ons- und Flücht­lings­po­li­tik: Der­zeit ent­schei­det sich auch am Hin­du­kusch, ob wir ange­sichts glo­ba­ler Her­aus­for­de­run­gen auf Natio­na­lis­mus, Aus­gren­zung, Abschot­tung und auto­ri­tä­re Struk­tu­ren set­zen oder Schutz­su­chen­den als welt­of­fe­ne, inklu­si­ve, gerech­tig­keits- und men­schen­rechts­ba­sier­te Gesell­schaft begegnen.

Dass es nur #offen­geht, haben Mil­lio­nen von Men­schen 2015 im „Som­mer und Herbst der Flucht“ prak­tisch vor­ge­lebt, als sie sich bei der Auf­nah­me von fast einer Mil­li­on Flücht­lin­gen aus Kriegs- und Kri­sen­ge­bie­ten enga­gier­ten. Men­schen, die in Deutsch­land den Schutz such­ten, der ihnen andern­orts vor­ent­hal­ten wur­de, tra­fen auf eine leben­di­ge, huma­ne, empa­thi­sche und an der Idee der uni­ver­sell gül­ti­gen Men­schen­rech­te ori­en­tier­te Zivilgesellschaft.

An unteil­ba­ren Men­schen­rech­ten orientieren 

Die Poli­tik hat es seit­dem ver­säumt, die­ses Enga­ge­ment durch den Auf­bau von Struk­tu­ren (aus­rei­chend) zu unter­stüt­zen und hat sich statt­des­sen durch immer neue gesetz­li­che Restrik­tio­nen für Schutz­su­chen­de dar­um bemüht, dass „2015 sich nicht wiederholt“.

Die­se men­schen­ver­ach­ten­de Abschot­tungs- und Aus­gren­zungs­po­li­tik muss been­det und end­lich durch eine Migra­ti­ons- und Flücht­lings­po­li­tik ersetzt wer­den, die sich an den unteil­ba­ren Men­schen­rech­ten orientiert.

Kon­kret erwar­ten die Unterzeichner:innen der Erklä­rung unter anderem:
•         die Schaf­fung siche­rer und lega­ler Zugangs­we­ge und die Gewähr­leis­tung eines fai­ren und rechts­staat­li­chen Asyl­ver­fah­rens in Europa;
•         die umfas­sen­de und zeit­na­he Gewähr­leis­tung der Fami­li­en­zu­sam­men­füh­rung in Deutschland;
•         huma­ni­tä­re Blei­be­rechts­re­ge­lun­gen für Gedul­de­te und die Gewäh­rung glei­cher poli­ti­scher Betei­li­gungs­rech­te (Wahl­recht auf allen Ebe­nen) nach fünf Jah­ren Aufenthalt;
•         die Bekämp­fung von Ras­sis­mus in all sei­nen Erschei­nungs­for­men und in allen gesell­schaft­li­chen Bereichen.
•         eine regel­haf­te und kon­ti­nu­ier­li­che inhalt­li­che und finan­zi­el­le För­de­rung der Arbeit für demo­kra­ti­sche Wer­te und gegen jede Form von ras­sis­ti­scher Diskriminierung.

Wir rufen dazu auf,
•         vor der Bun­des­tags­wahl am 26. Sep­tem­ber an die Kandidat:innen demo­kra­ti­scher Par­tei­en her­an­zu­tre­ten und sie nach ihren Kon­zep­ten für eine offe­ne und soli­da­ri­sche Gesell­schaft zu fra­gen und
•         unse­re Erwar­tun­gen an eine men­schen­rechts­ba­sier­te Migra­ti­ons- und Flücht­lings­po­li­tik im Rah­men der Inter­kul­tu­rel­len Woche vom 26. Sep­tem­ber bis zum 3. Okto­ber zu dis­ku­tie­ren, zu erwei­tern und öffent­lich zu machen.

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