News
Aus der Praxis: Für diese Menschen setzen wir uns ein!
Menschen, die wir schützen müssen: Berhane Gebrai*, Sahar Kazemi* und die Schwestern Lana* und Samira* gehören definitiv dazu. Aber Deutschland hat den Geflüchteten diesen Schutz bislang verwehrt – deswegen steht PRO ASYL ihnen zur Seite. Drei Beispiele aus unserer täglichen Einzelfallarbeit.
Circa 15.000 Einzelfallanfragen beantwortet unsere Beratung pro Jahr, rund 700 Fälle werden jährlich durch den PRO ASYL – Rechtshilfefonds unterstützt. Angesichts oft haarsträubender Entscheidungen in Asylverfahren ist das leider bitter notwendig, wie auch diese drei exemplarischen Fälle aus 2020 zeigen.
In letzter Sekunde: Sahars Abschiebung in den Iran verhindert
Sahar lebt zusammen mit ihrer Mutter und ihren Brüdern in Teheran, Iran. Sie verliebt sich in einen verheirateten Mann. Als ihre Brüder davon erfahren, schlagen sie Sahar zusammen. Sie zwingen sie, auf ihr Erbe zu verzichten und drohen ihr, sie zu töten.
Sahar flieht nach Deutschland. Am Frankfurter Flughafen verweigert man ihr jedoch die Einreise und setzt sie im Transitbereich fest. Bereits eine Woche später wird der Asylantrag der Iranerin in einem Schnellverfahren abgelehnt.
»Nur weil ich eine Frau bin, darf mich niemand unterdrücken!«
Sahar kommt in Abschiebehaft. Trotz der akuten Corona-Krise wird eine Chartermaschine organisiert, die sie umgehend zurück nach Teheran bringen soll.
PRO ASYL setzt sich für die verfolgte Frau ein. Schließlich wird der Charterflieger abgesagt und Sahar kommt – nach mehreren Wochen Haft – frei. Wir unterstützen Sahar Kazemi weiterhin in ihrem Verfahren, die Klage gegen die Ablehnung ihres Asylantrags läuft.
Das Schicksal der irakischen Waisenkinder Lana & Samira
Bagdad, Irak, 2015: Lana und Samira sind sieben und fünf Jahre alt, als sie zu Vollwaisen werden. Die Mutter stirbt nach einem Terroranschlag auf das Haus der Familie, ein Jahr später wird der Vater ermordet. Die Täter sind bis heute nicht gefasst.
Die Mädchen haben jetzt nur noch ihre Großmutter. Doch es droht weitere Gefahr: Maskierte Männer erscheinen und verlangen die Auslieferung der Kinder. Sie wollen sie zwangsverheiraten – ein Schicksal, dem viele minderjährige Mädchen im Irak ausgeliefert sind. Die Großmutter kann die Kinder im Irak nicht dauerhaft schützen und entschließt sich, mit den beiden zu fliehen.
Drei Jahre dauert die Flucht über die Türkei, die Ägäis und Griechenland bis Großmutter und Kinder im September 2018 Berlin erreichen. Doch die Hoffnung, damit endlich geschützt zu sein, wird enttäuscht. Im Februar 2020 kommt die Nachricht: Asylantrag abgelehnt.
Wir erfahren von dem Fall und werden sofort aktiv. Klage gegen die Entscheidung wird eingereicht. Bis heute hat das Gericht noch kein Urteil gefällt.
»Die Soldaten haben geschossen und ich bin gelaufen«
Berhane Gebrai lebt gemeinsam mit Mutter und Schwester in Barentu, Eritrea, 30 km entfernt von der äthiopischen Grenze. Freunde des Schülers fliehen, um der Einberufung zur Armee zu entgehen. Der Militärdienst in Eritrea ist gefürchtet. Rekruten sind Gewalt und Folter ausgesetzt.
Berhane wird verhaftet. Er soll verraten, wo sich seine Freunde befinden. Zusammen mit über 30 anderen Gefangenen sperrt man ihn in eine Zelle, er wird verhört und geschlagen. Nach zwei Monaten bekommt Berhanes Mutter ihren Sohn frei. Er ist gerade mal 14 Jahre alt, als er aus Eritrea flieht.
Berhane durchquert Äthiopien, den Sudan, Libyen und Italien bis er nach fast zwei Jahren schließlich Deutschland erreicht. Monate später, im November 2019 wird sein Asylantrag abgelehnt. PRO ASYL schaltet sich ein und steht dem Jungen zur Seite. Zurzeit ist ungewiss, wie es für Berhane Gebrai weitergeht.