02.05.2018

PRO ASYL for­dert Bun­des­re­gie­rung auf, Kon­se­quen­zen aus Assads Ent­rech­tungs­stra­te­gie zu ziehen

Den heu­te bekannt­ge­wor­de­nen Gesetz­ent­wurf der Bun­des­re­gie­rung »eines Geset­zes zur Neu­re­ge­lung des Fami­li­en­nach­zugs zu sub­si­di­är Schutz­be­rech­tig­ten« kri­ti­siert PRO ASYL scharf. »Der Gesetz­ent­wurf geht kom­plett an der Rea­li­tät in Syri­en vor­bei«, sagt Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL. »Wäh­rend Assad ein Rück­kehr­ver­hin­de­rungs­de­kret für syri­sche Flücht­lin­ge plant, erar­bei­tet die Bun­des­re­gie­rung ein Gesetz, das auf Sand gebaut ist.«

Assad plant die de fac­to-Ent­eig­nung von Geflüch­te­ten, die auf­grund ihrer Abwe­sen­heit kei­ne Ansprü­che bei der dro­hen­den Ent­eig­nung gel­tend machen kön­nen. PRO ASYL for­dert ange­sichts der aktu­el­len Ent­wick­lun­gen sub­si­di­är Geschütz­ten den Fami­li­en­nach­zug unver­züg­lich zu ermöglichen.

Der Gesetz­ent­wurf der Bun­des­re­gie­rung (Stand 30.04.2018) ist zudem so ange­legt, dass zwei Behör­den (Bot­schaft und loka­le Aus­län­der­be­hör­den) par­al­lel Här­te­fall­kri­te­ri­en prü­fen. Nach Gesetz dür­fen ohne­hin nur 1.000 Visa pro Monat aus­ge­stellt wer­den, wenn huma­ni­tä­re Grün­de vor­lie­gen. Dabei sol­len von loka­len Aus­län­der­be­hör­den beson­ders Inte­gra­ti­ons­aspek­te berück­sich­tigt wer­den. Es ist absurd, Inte­gra­ti­ons­kri­te­ri­en bei der Aus­wahl huma­ni­tä­rer Fäl­le anzulegen.

Die par­al­le­le Prü­fung, ob eine Visa­er­tei­lung mög­lich ist, durch Aus­län­der­be­hör­den im Inland und Bot­schaf­ten im Aus­land kann vor allem in den ers­ten Mona­ten dazu füh­ren, dass selbst die Tau­send weit unter­schrit­ten wer­den – zumal eine neue, drit­te Behör­de, näm­lich das Bun­des­ver­wal­tungs­amt die Tau­send monat­li­chen Nach­zugs­be­rech­tig­ten bestim­men soll (Sei­te 17 im Gesetz­ent­wurf). PRO ASYL befürch­tet ein vor­sätz­lich her­bei­ge­führ­tes Zustän­dig­keits­wirr­warr. Die Aus­wahl der Tau­send wird von Will­kür und Zufall geprägt sein. Bei 60.000 – 80.000 Betrof­fe­nen erfül­len nahe­zu alle die im Gesetz §36 a Abs. 2 genann­ten huma­ni­tä­ren Gründe.

Ein Fami­li­en­nach­zug ist zudem aus­ge­schlos­sen, wenn »hin­sicht­lich des Aus­län­ders, zu dem der Fami­li­en­nach­zug statt­fin­den soll, die Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­er­laub­nis und die Ertei­lung eines ande­ren Auf­ent­halts­ti­tels nicht zu erwar­ten ist« (§36a Abs. 3 Nr. 3, S. 10 im Gesetz­ent­wurf). Die­se For­mu­lie­rung ist in der Aus­le­gung dehn­bar und  öff­net alle Türen für Beschrän­kun­gen. Bei der letz­ten Innen­mi­nis­ter­kon­fe­renz im Dezem­ber 2017 hat eine Debat­te über Rück­kehr­mög­lich­kei­ten begon­nen, die aus Sicht von PRO ASYL bei Syri­en, aber auch Irak, Afgha­ni­stan und ande­ren nicht gege­ben sind.

In Syri­en soll die Nach­kriegs­ord­nung so gestal­tet wer­den, dass Rück­keh­rer kei­ne Chan­ce haben. Sowohl GFK-Flücht­lin­ge als auch sub­si­di­är Geschütz­te flie­hen vor schwe­ren Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen. Die Fami­li­en­ein­heit ist für bei­de Grup­pen im Her­kunfts­land auf unab­seh­ba­re Zeit nicht her­stell­bar. Es ist eine Irre­füh­rung der Öffent­lich­keit zu behaup­ten, der sub­si­diä­re Schutz sei nur vor­über­ge­hend nötig, um das Grund­recht auf Fami­lie so zu beschneiden.

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