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Detaillierter Bericht zeigt, wie unsicher Afghanistan ist
Das Europäische Unterstützungsbüros für Asylfragen (European Asylum Support Office, EASO) hat Erkenntnisse aus verschiedensten Quellen zusammengestellt. Der Bericht liefert vor allem ausführliche Informationen zur Situation in allen Provinzen Afghanistans. Wir haben das englische Original aus dem Dezember 2017 übersetzt.
»Die Zahl der Sicherheitsvorfälle hat sich im Zeitraum 2008 – 2017 mehr als verfünffacht«: Dieser Satz aus dem EASO-Bericht (englisches Original; deutsche Übersetzung) verdeutlicht die Lage im Land. Dieser Konflikt ist dabei, so EASO, »nicht so vordergründig wie in Syrien«, 2017 starben dennoch fast 3.500 Zivilisten bei Auseinandersetzungen und Anschlägen, weitere 7.000 wurden verletzt. Vor allem die Hauptstadt Kabul, mit 290 protokollierten Sicherheitsvorfällen von September 2016 bis Mai 2017, wird dabei zu einem Hauptziel für Anschläge.
Der Krieg ist nicht das einzige Problem
Dazu stellt EASO fest, dass rund 10 Millionen Menschen in Afghanistan »begrenzten oder keinen Zugang zur grundlegenden Gesundheitsversorgung« haben; 3,5 Millionen Kinder die Schule nicht besuchen und fast 2 Millionen Afghan*innen »stark mit Ernährungsunsicherheit« konfrontiert sind.
In fast allen Provinzen (30 von 34) kam es im vergangenen Jahr zu Vertreibungen, mindestens 360.000 neue Binnenvertriebene wurden registriert. Gesamtzahlen dazu finden sich kaum noch, es dürften aber mittlerweile aufgrund der volatilen Lage deutlich über 2 Millionen Menschen betroffen sein, denn auch 2018 ist bereits die Rede von über 50.000 weiteren Binnenflüchtlingen. Und in diese Situation hinein kehren nun zunehmend weitere Afghan*innen (zumeist zwangsweise) zurück – aus Pakistan, dem Iran und Europa.
»Im Juli 2017 schätzte IOM, dass 73.850 Rückkehrer in Zelten oder in den Boden gegrabenen Löcher lebten, die mit Planen abgedeckt waren. Viele andere leben in halb zerstörten und verlassenen Häusern.«
Wo sind die sicheren Gebiete?
Mehr als ein Viertel des Landes wird von UNOCHA als »stark von Konflikten betroffen« klassifiziert, die zivilen Opferzahlen sind lediglich in der Region »Central Highlands« gering. Bloß: Die Straßen in diese Region sind »besonders unsicher«, wie EASO beschreibt. Die Region ist daher recht isoliert und gehört auch deshalb zu den »am stärksten unterversorgten und unterentwickelten Regionen des Landes«.
Allein das zeigt bereits, wie zweifelhaft es ist, wenn die Bundesregierung bestimmte Gebiete des Landes pauschal als »sicher« und als »inländische Fluchtalternative« bezeichnet. Der EASO-Bericht liefert aber nun zu allen 34 Provinzen sowie dem Bereich Kabul-Stadt eine eigene Auflistung von Sicherheitsvorfällen und Einordnungen. Gerade für Rechtsanwält*innen und Berater*innen, die mit Einzelfällen betraut sind, empfiehlt sich ein Blick in diesen detaillierten Teil des Berichtes!
(mk)