19.03.2018
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Symbolbild: Unterricht für junge Flüchtlinge in der SchlaU-Schule. Foto: Trägerkreis junge Flüchtlinge e.V.

Flüchtlingskinder aus dem bayerischen Transitzentrum Manching haben sich mit Unterstützung von PRO ASYL vor Gericht das Recht auf regulären Schulbesuch erstritten.

Das Recht auf Bil­dung ist ein Men­schen­recht gemäß Arti­kel 26 der All­ge­mei­nen Erklä­rung der Men­schen­rech­te. Im deut­schen Grund­ge­setz ist ein Recht auf Bil­dung zwar nicht expli­zit fest­ge­schrie­ben, aber die ele­men­ta­ren Grund­sät­zen der Men­schen­wür­de und Grund­rech­te bedeu­ten, dass kei­nem Men­schen der Zugang zu Bil­dung ver­wehrt wer­den darf. Und schon gleich gar nicht auf­grund von Abstam­mung, Hei­mat oder Her­kunft. Das sagt das Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot in Arti­kel 3 des Grund­ge­set­zes. Und zu guter Letzt gibt es die Schul­pflicht, die in Deutsch­land für jeden ab dem voll­ende­ten 6. Lebens­jahr für 9 Schul­jah­re gilt.

In ganz Deutschland? Für alle?

Die Regie­rung in Bay­ern sieht das anders und hat bis vor kur­zem Kin­dern aus den soge­nann­ten »Tran­sit­zen­tren«  – das sind die Pro­to­ty­pen der künf­tig nach Gro­Ko Plä­nen ein­zu­rich­ten­den Zen­tren für Asyl­su­chen­de (AnKER) – den regu­lä­ren Schul­be­such verwehrt.

Die­se vom baye­ri­schen Flücht­lings­rat schon lan­ge ange­pran­ger­te Pra­xis wur­de jetzt vom Münch­ner Ver­wal­tungs­ge­richt für rechts­wid­rig erklärt: In sechs Fäl­len muss die Regie­rung von Ober­bay­ern den Regel­schul­be­such von Kin­dern aus dem »Tran­sit­zen­trum« Man­ching zulas­sen. Erstrit­ten haben sie die­ses Recht mit Hil­fe des Münch­ner Rechts­an­walts Hubert Hein­hold und Unter­stüt­zung von PRO ASYL. Da Bewoh­ner die­ser Tran­sit­zen­tren auch nicht arbei­ten dür­fen und über­wie­gend Sach­leis­tun­gen statt Geld bekom­men, wur­den die Kla­gen vom Rechts­hil­fe­fonds von PRO ASYL finanziert.

Bislang nur rudimentärer »Ersatzunterricht«

So absurd es klingt, dass die Erlaub­nis zum Schul­be­such erst vor Gericht durch­ge­setzt wer­den muss, so wich­tig könn­te die­ses Urteil für vie­le wei­te­re Kin­der und Jugend­li­che sein: Ca. 300 berufs­schul­pflich­ti­ge jun­ge Erwach­se­ne und mehr als 200 schul­pflich­ti­ge Kin­der leben in den ober­baye­ri­schen Tran­sit­zen­tren Man­ching, Deg­gen­dorf und Regens­burg und bekom­men dort bis­lang nur rudi­men­tä­ren »Ersatz­un­ter­richt«. Mit einer regu­lä­ren Bil­dung ist die­ser Unter­richt nicht ver­gleich­bar und beschränkt sich nur auf das Ler­nen der deut­schen Spra­che auf einem Einsteigerniveau.

Oberbayern lenkt offenbar ein

Dank des jetzt erziel­ten Erfolgs vor Gericht ändert sich das viel­leicht sogar ohne neue Gerichts­ver­fah­ren: da sich die Regie­rung von Ober­bay­ern kei­ne wei­te­re recht­li­che Nie­der­la­ge in Sachen Schul­be­such ein­han­deln will, prüft sie laut Anwalt Hein­hold nun auch ohne Rich­ter­spruch Ein­zel­fäl­le. Und auch die Regie­rung von Ober­fran­ken will für die Ein­rich­tung in Bam­berg prü­fen, wel­chen Kin­dern, die gut genug Deutsch spre­chen oder bereits an einer Regel­schu­le unter­rich­tet wur­den, der »nor­ma­le« Schul­be­such gestat­tet wer­den muss.

Ein paar jun­ge Men­schen mehr, die das bekom­men, was für alle Kin­der selbst­ver­ständ­lich sein soll­te: der täg­li­che Besuch einer Schule!

(hm)