11.11.2016

PRO ASYL for­dert den Bun­des­in­nen­mi­nis­ter und die Län­der­in­nen­mi­nis­ter auf, die Plä­ne, nach Afgha­ni­stan abzu­schie­ben, sofort zu stop­pen. »Afgha­ni­stan ist nicht sicher. Wer abschiebt, gefähr­det Men­schen­le­ben,« sagt Gün­ter Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer von PRO ASYL.

Die Zahl der zivi­len Opfer der krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen in Afgha­ni­stan hat in die­sem Jahr neue Höchst­stän­de erreicht. Für den Zeit­raum von Janu­ar bis Juni 2016 berich­tet UNAMA in sei­nem Media Report über 3.565 Ver­letz­te und 1.601 getö­te­te Zivi­lis­ten. Die Lage hat sich seit­dem in vie­len Lan­des­tei­len noch ver­schärft. Es gibt kei­ne Gebie­te, die auf Dau­er sicher sind. Auch unter­halb der Schwel­le von Anschlä­gen ver­brei­ten Tali­ban und  regio­na­le War­lords  Schre­cken. Der gest­ri­ge Anschlag  muss die Öffent­lich­keit in Deutsch­land wachrütteln.

Es ist unver­ant­wort­lich zu den­ken, man kön­ne Abge­scho­be­ne auf dem Flug­ha­fen Kabul abset­zen und sich dann jeder Ver­ant­wor­tung, was mit ihnen geschieht, ent­le­di­gen. Das Land zer­fällt, die Zahl der Bin­nen­ver­trie­be­nen lag im April bei 1,2 Mil­lio­nen und wird nach UN-Anga­ben bis Jah­res­en­de auf 1,6 Mil­lio­nen stei­gen. Paki­stan und Iran zwin­gen die zum Teil seit lan­gem dort leben­den afgha­ni­schen Flücht­lin­ge zur Rück­kehr. Schät­zungs­wei­se 2,5 bis 3 Mil­lio­nen Men­schen will allein Paki­stan zur Rück­kehr zwin­gen. Die Rück­keh­rer gehen zurück in ein Land, in dem in 31 von 34 Pro­vin­zen Kampf­hand­lun­gen statt­fin­den, in dem die afgha­ni­sche Regie­rung nicht in der Lage ist, auch nur die Not­ver­sor­gung der Rück­keh­rer aus eige­ner Kraft oder mit den über­schau­ba­ren Mit­teln der inter­na­tio­na­le Hil­fe zu versorgen.

Trotz ver­schärf­ter Lage in Afgha­ni­stan sinkt die Aner­ken­nungs­quo­te von ca. 80% in 2015 auf nun­mehr unter 50%. Asyl­an­trä­ge von mehr als 10.000 Afgha­nen wur­den 2016 bereits abge­lehnt. Das Bun­des­amt ent­schei­det oft ohne Berück­sich­ti­gung der indi­vi­du­el­len Flucht­grün­de. Und auf Ableh­nun­gen sol­len Abschie­bun­gen fol­gen: Die Bun­des­kanz­le­rin sprach kürz­lich von einer »natio­na­len Kraft­an­stren­gung«. Mit dem Abschluss eines afgha­nisch-deut­schen Rück­über­nah­me­ab­kom­mens rücken mas­sen­haf­te Abschie­bun­gen näher, die den Groß­teil der betrof­fe­nen Men­schen Unsi­cher­heit, Elend und Gefah­ren aus­set­zen werden.

PRO ASYL for­dert fai­re und sorg­fäl­ti­ge Asyl­ver­fah­ren, einen Abschie­be­stopp nach Afgha­ni­stan und den Zugang von Afgha­nen zu Inte­gra­ti­ons- und Sprach­kur­sen wäh­rend der lau­fen­den Asylverfahren.

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