29.04.2022

PRO ASYL for­dert einen kom­plet­ten Umbau der EU-Grenz­schutz­agen­tur, par­la­men­ta­ri­sche Kon­trol­le sowie einen unab­hän­gi­gen Kon­troll­me­cha­nis­mus, um Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen zu beob­ach­ten und zu ahnden.

PRO ASYL begrüßt das Rück­tritts­an­ge­bot von Fabri­ce Leg­ge­ri, Chef der EU-Grenz­schutz­agen­tur Fron­tex, als längst über­fäl­li­gen Schritt. „Es ist skan­da­lös, dass der Direk­tor einer EU-Agen­tur Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen jah­re­lang ver­tusch­te, Bewei­se mani­pu­lier­te und das Par­la­ment belog“, sagt Karl Kopp, Lei­ter der Euro­pa-Abtei­lung von PRO ASYL. Die Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on zeigt sich beun­ru­higt dar­über, dass es erst der her­vor­ra­gen­den jour­na­lis­ti­schen Arbeit des Spie­gel und ande­rer Medi­en bedarf, um den nöti­gen Druck für den Rück­tritt Leg­ge­ris zu erzeugen.

Das Han­deln von Fron­tex geht zulas­ten von Men­schen­le­ben. Durch ille­ga­le Push­backs ster­ben Schutz­su­chen­de an den Gren­zen. Fron­tex ver­tuscht sol­che völ­ker­rechts­wid­ri­gen Zurück­wei­sun­gen nicht nur und mani­pu­liert Bewei­se, son­dern ist auch aktiv betei­ligt an Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen. So trägt Fron­tex etwa durch die Luft­über­wa­chung dazu bei, Flücht­lings­boo­te im Mit­tel­meer zu erken­nen und über­mit­telt die Daten an die liby­sche Küs­ten­wa­che. In der Fol­ge wer­den die flüch­ten­den Men­schen in die Fol­ter- und Ver­ge­wal­ti­gungs­la­ger Liby­ens zurück­ge­schickt. „Leg­ge­ris Rück­tritt muss zum Anlass genom­men wer­den, all das nun offen auf den Tisch zu brin­gen“, for­dert Kopp.

Der Rück­tritt Leg­ge­ris kann aus Sicht von PRO ASYL nur der ers­te Schritt sein. Es gilt, die Behör­de grund­le­gend zu refor­mie­ren. „Wir brau­chen einen demo­kra­ti­schen, par­la­men­ta­risch kon­trol­lier­ten Grenz­schutz. Nötig ist eine unab­hän­gi­ge Über­wa­chung von Fron­tex, um sicher­zu­stel­len, dass die EU-Agen­tur im Ein­klang mit dem Völ­ker­recht und der EU-Grund­rech­te­char­ta agiert“, erklärt Kopp. Das gigan­ti­sche Fron­tex- Bud­get – aktu­ell etwa 750 Mil­lio­nen Euro – muss mas­siv gekürzt wer­den, eben­so müs­sen die Ver­ant­wor­tungs­be­rei­che redu­ziert und ver­än­dert werden.

Im Rah­men einer Art „Abschot­tungs­kon­ver­si­on“ muss ein zivi­ler euro­päi­scher See­not­ret­tungs­dienst geschaf­fen wer­den, um das Mas­sen­ster­ben zu been­den. Außer­dem muss ein robus­ter, unab­hän­gi­ger Über­wa­chungs­me­cha­nis­mus an Euro­pas Gren­zen geschaf­fen und finan­ziert wer­den, der die Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen auf­klärt, vor Gericht bringt und vor allem zukünf­ti­ge Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen ver­hin­dert. Not­wen­dig ist ein Gegen­ent­wurf zu Fron­tex: eine Alli­anz für die Men­schen­rech­te, die Rechts­staat­lich­keit an Euro­pas Gren­zen durchsetzt.

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